So hat die Beijing Spirit kürzlich laut New York Times mitten im Atlantik eine Kehrtwende vollzogen. Das Schiff verließ Murmansk, Russland, Anfang März. Bestimmungsort: Philadelphia, USA. Zwei Wochen später änderte das Schiff den Kurs, verließ die Reise nach Westen und steuerte stattdessen Europa an. Der Grund: Der Käufer für russisches Rohöl war rausgeschmissen worden. Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden, 79, ein Handelsembargo gegen russisches Öl angekündigt. Inzwischen hat die Beijing Spirit in einem sizilianischen Hafen angelegt. Ob sie inzwischen einen alternativen Käufer für ihre Fracht gefunden hat, ist nicht bekannt.
Putin braucht Ölexporte
Laut New York Times handelt es sich dabei nicht um einen Einzelfall. Mehr als 20 Tanker voller russischem Öl sind derzeit ziellos in den Weltmeeren unterwegs. Neben den USA haben unter anderem Kanada, Großbritannien und Australien Sanktionen gegen russisches Öl verhängt oder zumindest ähnliche Sanktionen angekündigt. Nutzlose Tanker haben insgesamt 8,5 Millionen Barrel russisches Öl an Bord. Wert: über 800 Millionen Dollar. Können sie ihre Last nicht loswerden, wird das für Wladimir Putin (69) schnell zum Problem. Außerdem stammt etwa die Hälfte der Einnahmen des russischen Staates aus dem Export von Rohstoffen. Betroffene Unternehmen könnten versuchen, unbeliebtes russisches Öl mit anderem Onshore-Öl zu mischen, um dessen Herkunft zu verschleiern. Oder sie segeln einfach weiter. Schließlich gibt es mehrere Länder, die weiterhin russisches Öl kaufen. Einschließlich der Schweiz und der EU
Indien kauft 700 Prozent mehr
Wieder andere haben den Import von russischem Öl sogar erhöht, wie etwa Indien. Auf dem Weltmarkt ist russisches Öl deutlich billiger als Alternativen wie US-Öl. Laut Bloomberg News sagte der indische Finanzminister Nirmala Sitharaman, 62: „Wenn der Kraftstoff zu einem Preisnachlass erhältlich ist, warum nicht kaufen?“ Indiens Importe von russischem Öl sind seit Ausbruch des Krieges um 700 Prozent gestiegen. Auch Schweizer Kaufleute sind involviert: 80 Prozent der russischen Waren passieren die Schweiz, wie aus einem Bericht der Schweizer Botschaft in Moskau hervorgeht. Öl überschreitet jedoch niemals nationale Grenzen. Es läuft nur auf den Bildschirmen und Büros von Schweizer Kaufleuten. Es ist nicht illegal. Aber es provoziert immer wieder Kontroversen über Putins Finanzierung des Krieges.