Die Sozialdemokraten hatten vergangene Woche ihre Zustimmung an einige Auflagen geknüpft, unter anderem, dass Mehrkosten, die durch den Umstieg von Erdgas auf Kohle und Öl entstehen, nicht an die Energiekunden weitergegeben werden dürfen. Die SPÖ verlangt auch von Unternehmen, die aufgrund der Energiekrise hohe Gewinne erzielen, keine Subventionen nach der Erdgas-Regelung-Verordnung zu erhalten. Bei substanziellen Änderungen könne die Verordnung “nächste oder übernächste Woche beschlossen werden”, sagte Leichtfried.

Im Fokus Energieversorger und große Industrieunternehmen

Am vergangenen Mittwoch legte die Regierung dem Beratungsausschuss für Energieaudits die Verordnung über Maßnahmen zur Erdgaskontrolle vor. Das Dekret fordert Energieversorger und große Industrieunternehmen auf, bei Gasengpässen oder russischen Versorgungsunterbrechungen auf andere Brennstoffe wie Kohle, Öl oder Biomasse umzusteigen. Der Erlass betrifft unter anderem das stillgelegte Steinkohlekraftwerk des Verbund in Mellach, aber auch Fernheizwerke, etwa von Wien Energie, die von Erdgas auf Öl umgestellt werden sollen. Ziel ist es, Erdgas einzusparen, wenn Russland den Erdgashahn komplett zudreht.

„Kein Blankoscheck für Gewessler“

Für SPÖ-Energie-Abgeordneten Alois Schroll sind die kolportierten Kosten für die Reaktivierung des ehemaligen Steinkohlekraftwerks in Mellach (Steiermark) „nicht nachvollziehbar“. Zunächst seien 20 Millionen Euro genannt worden, nun stünden 160 Millionen Euro im Raum. „Wir haben keine endgültige Zahl erhalten“, sagte Schroll auf der Pressekonferenz. “Daher wird es für Gewessler keinen Blankoscheck geben.” Zudem müssten Energiekonzerne, die Gewinner der Krise seien, “nicht aus Steuergeldern finanziert werden”, sagte der SPÖ-Energiesprecher.

Neos hingegen FPÖ-Zustimmung „unwahrscheinlich“

Die Koalitionsparteien ÖVP und Grüne brauchen eine der beiden großen Oppositionsparteien SPÖ oder FPÖ, um die Verordnung im Hauptausschuss zu verabschieden. Für die FPÖ ist die heutige Hauptausschusssitzung ein “Realitätscheck” der Energie- und Sanktionspolitik der Regierung. “Diesen Test hat es nicht bestanden”, sagte FPÖ-Energiesprecher Axel Kasseger in einer Aussendung. “Außerdem sind viele Fragen überhaupt nicht geklärt und ich glaube kaum, dass der Minister sie auch nur ansatzweise zufriedenstellend beantworten kann.” Kassager bezeichnete die Energiepolitik der türkis-grünen Regierung als “chaotisch und völlig falsch”. Auch Sanktionen gegen Russland seien „knickartig“. Auch NEOS wollen dem Arrangement nicht zustimmen. „Energieversorger wie die EVN oder der Verbund machen so hohe Gewinne wie noch nie, die brauchen jetzt bestimmt keine Steuergelder“, sagte NEOS Energy-Sprecherin Karin Doppelbauer am Dienstag in einer Aussendung. Der Erlass sei „ganz auf die Bedürfnisse der Energieversorger zugeschnitten“.

„Unverantwortlich“: Gewessler kritisiert die SPÖ scharf

Gewessler wirft der SPÖ eine Ablehnung vor, die sie für „unverantwortlich und einer sozialdemokratischen Partei unwürdig“ halten. Mellach könnte im Ernstfall 260.000 Haushalte mit Energie und Wärme versorgen, dafür ist der Erlass gesetzlich vorgeschrieben, sonst könnte der Verein die technischen Voraussetzungen für einen möglichen Neustart nicht schaffen. Auch die SPÖ hat der Grundlage zugestimmt, also dem Energieeinspargesetz, und dort ist klar geregelt, dass Unternehmen, die mit der Umstellung von Erdgas auf Kohle, Öl oder auch Biomasse beauftragt sind, einen Kostenersatz erhalten. Auch die Verbandsfunktionäre August Wöginger von der ÖVP und Sigi Maurer von den Grünen kritisierten das geplante Wahlverhalten der SPÖ als “eklatant verantwortungslos”.