Nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie wurden am vergangenen Sonntag fast alle Schutzmaßnahmen in Deutschland aufgehoben. Maskenpflicht und Zugangsregeln wie 3G gehören fast überall der Vergangenheit an und ein Mund-Nasen-Schutz sollte nur noch in wenigen Ausnahmefällen getragen werden. Auch die Prüfungspflicht wurde gelockert und gilt nach den Osterferien auch nicht mehr für Schulen.

Assoziation: Möglichkeit von Anfeindungen in Schulen

Nach der Aufhebung der Maskenpflicht an Schulen befürchtet der Bildungs- und Ausbildungsverband Baden-Württemberg (VBE) Kontroversen und Anfeindungen zwischen Lehrern und Eltern. „Innerhalb der Lehrkräfte und zwischen den Eltern gibt es sehr unterschiedliche Ansichten“, sagte VBE Baden-Württemberg-Sprecher Michael Gomolzig. Er fürchtet auch, dass Freundschaften zerbrechen könnten. Erstmals seit langem konnten Jungen und Mädchen sowie Lehrkräfte am Montag in den Schulen auf Masken verzichten. Das baden-württembergische Kultusministerium betonte jedoch, dass es jedem freistehe, eine Maske zu tragen. Schulen sollen keine Maskenpflicht anordnen. „Tatsächlich besteht jetzt einerseits die Gefahr, dass Kinder mit Masken von ihren Mitschülern als Masken gehänselt werden und übermäßig ängstlich sind oder im Gegenteil Druck auf diejenigen ausüben, die keine Masken tragen“, sagte er. Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, der Deutschen Presse-Agentur an diesem Wochenende. Er unterstützte daher eine Selbstverpflichtung von Lehrkräften und Schülern, bis in die Woche nach den Osterferien in jedem Klassenzimmer weiterhin Masken im Unterricht und auf dem Schulgelände zu tragen.

Zusammenhang: Lernerfolg könnte gestört sein

Es bestehe die Gefahr, dass das Thema „Maske ja oder nein“ in alle Klassenzimmer übertrage und den Schulfrieden und den Lernerfolg der Schüler gefährde, sagte Maike Finnern, Bundespräsidentin der Gesellschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). . Die GEW halte die Verwendung einer Maske „in der aktuellen, sehr angespannten Kontaminationslage“ zumindest bis zu den Feiertagen für sinnvoll und richtig, fügte er hinzu, „obwohl wir eigentlich die erzieherischen Bedenken gegen die Verwendung einer Maske teilen“. Nach Angaben des GEW-Lehrerverbandes tragen viele Lehrer und Schüler in Baden-Württemberg weiterhin Masken – genaue Zahlen liegen aber noch nicht vor. An manchen Schulen würden fast alle freiwillig Masken tragen, an anderen fast niemand, sagte ein Gewerkschaftssprecher dem SWR. Die Einstellung schwankt zwischen Erleichterung darüber, keine Maske tragen zu können, und Sorge vor einer Ansteckung.

Studierende im Raum Esslingen sind zufrieden

Zweitklässler der Liebenauschule in Neckartailfingen (Kreis Esslingen) sind froh, dass die Maskenpflicht wegfällt. „Das ist schön“, sagen mehrere Schüler der Schule Liebenau. Unter der Maske konnten sie nicht atmen. Während seine Schüler den Unterricht ohne Masken absolvierten, trägt Lehrer Fabian Kirchmann weiterhin freiwillig einen Mund-Nasen-Schutz. „Ich fühle mich sicherer, wenn ich die Maske trage“, sagt der 29-Jährige. Er freue sich für die Kinder, gehe aber davon aus, dass die Maskenpflicht sehr bald aufgehoben werde. Auch in der Schule Liebenau gibt es einige Kinder, die freiwillig eine Maske tragen.

Forschung: Falsche Entscheidung, die Maske ablaufen zu lassen?

Erleichterung und Sorge über das Ende der Maskenpflicht gibt es nicht nur in den Schulen: In einer Umfrage der Handelskammer Bayern unter Händlern hielt eine knappe Mehrheit das Ende der Maskenpflicht für falsch (50,4 Prozent). 39,2 Prozent halten die Abschaffung für richtig. Der Umfrage zufolge wollen 11,7 Prozent der Einzelhändler in Bayern die Maskenpflicht in ihren Filialen erfüllen, während 77,4 Prozent aufgrund des Aufenthaltsrechts keine Masken verschreiben wollen. Der Handelsverband Deutschland betont, dass seit jeher klar sei, dass die Maskenpflicht in den Märkten auf Dauer nicht durchsetzbar sei und reduziert werde, sobald es die Pandemielage erlaube, so Politiker und Experten. Der Geschäftsführer des Vereins, Stefan Genth, rechnet damit, dass Mund-Nasen-Bedeckungen in den Geschäften weiter verbreitet sein werden. Inzwischen will die Mehrheit der Menschen in Deutschland beispielsweise im Supermarkt weiterhin eine Maske tragen. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA für die „Bild am Sonntag“ gaben dies 63 Prozent der Befragten an.

Viele Menschen tragen die Maske weiterhin freiwillig

In Baden-Württemberg ist beispielsweise Erstbesuchern des Freizeitparks Tripsdrill bei Cleebronn (Kreis Heilbronn) aufgefallen, dass die Maskenpflicht und die 3G-Regel nicht mehr gelten. Die wetterbedingt verschobene Eröffnung von Samstag auf Sonntag sorgte dafür, dass die Saison 2022 ohne Corona-Regelungen starten konnte. Der Besucherstrom war eher verhalten. „Stand heute entfällt auch die 3G-Pflicht für Freizeiteinrichtungen, was wir sehr begrüßen“, sagte Sprecher Birger Meierjohann. Obwohl es freiwillig war, trugen viele Besucher weiterhin die Maske. Parkverantwortliche rieten, trotz Lockerungen weiterhin vorsichtig zu sein und in Innenräumen eine Maske zu tragen.

Video herunterladen (8,1 MB | MP4)

Viele Besucher mit Masken am Sonntag zum Einkaufen in Ulm

Ein ähnliches Bild zeigte der verkaufsoffene Sonntag in vielen baden-württembergischen Städten wie Heilbronn und Ulm: Die meisten Besucher trugen Masken, viele Geschäfte setzten auf das ehrenamtliche Engagement ihrer Gäste. Im Grunde gilt hier die Hausordnung – Supermärkte, Geschäfte und Co. sie können sich bei ihren Kunden an die Maske halten.

Video-Download (7,4 MB | MP4)

Auch auf dem Fußballplatz ohne Maske

Auch für Veranstaltungen wurden die Corona-Beschränkungen aufgehoben: So empfing der Karlsruher SC am Sonntag Fortuna Düsseldorf (Endstand: 2:2) in der 2. Bundesliga vor gut situierten Mannschaften. In der Vergangenheit hatten viele Fans an einem Fanmarsch zum Stadion teilgenommen.

Lauterbach und Kretschmann raten zum freiwilligen Tragen der Maske

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat erneut die Verwendung der Maske in Innenräumen empfohlen. Das werde er etwa beim Einkaufen tun, „dazu rate ich jedem Bürger“, sagte der SPD-Politiker dem Deutschlandfunk. “Das Risiko, sich anzustecken, war selten höher als jetzt.” Aus medizinischer Sicht fände er zwar die Maskenpflicht und andere Schutzregeln richtig, aber bundesweit sei das rechtlich nicht mehr möglich, schrieb Lauterbach auf Twitter. Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) forderte, die Maske unter der Woche drinnen zu lassen. „Damit schützen wir nicht nur unsere eigene Gesundheit, sondern solidarisieren uns auch mit der Gemeinschaft“, sagte der 73-Jährige.