3. April 2022, 21:45 Uhr
Andriy Melnyk wirft Deutschland eine zu große Nähe zu Russland vor. Um künftige Abhängigkeiten zu vermeiden, fordert der ukrainische Botschafter in Deutschland eine Überprüfung der russischen Politik. Für nächste Woche ist ein Treffen mit Bundespräsident Steinmeier angesetzt. Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andriy Melnyk, hat eine Neubewertung der deutschen Russlandpolitik gefordert. “Wenn diese außenpolitische Katastrophe in der Bundesrepublik nicht angegangen wird (…), dann besteht die Gefahr, dass wieder etwas Ähnliches passiert und Sie wieder süchtig werden”, sagte Melnik heute Abend der ARD-Sendung “Bericht aus Berlin”. . Der Diplomat äußerte sich auch zu einem geplanten Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der kommenden Woche. Schon am ersten Kriegstag hatte er Steinmeier um ein Gespräch gebeten. “Es kam keine Antwort”, hatte ihm sein außenpolitischer Berater zugerufen. “Natürlich komme ich nächste Woche zu Gesprächen.” Andriy Melnyk hatte zuvor Steinmeiers höchst fragwürdige politische Zugehörigkeit zu Russland bestätigt. „Für Steinmeier war und ist das Verhältnis zu Russland grundlegend, ja heilig, egal was passiert. Auch Angriffskriege spielen keine große Rolle“, sagte Melnik dem Tagesspiegel. Aus Sicht des russischen Präsidenten Wladimir Putin gibt es kein ukrainisches Volk, keine Sprache, keine Kultur und damit auch keinen Staat. “Steinmeier scheint die Vorstellung zu teilen, dass Ukrainer eigentlich kein Thema sind”, kritisierte Melnyk. Der Botschafter fordert seit Wochen mehr Rüstungshilfe aus Deutschland. Vor allem wird schweres Gerät benötigt. „Wir brauchen dringend schwere Waffen. Die Deutschen könnten viel bieten“, sagte Melnik der Zeitung. Dies sind hauptsächlich stationäre Flugabwehrraketen, Artilleriesysteme, Raketenwerfer, Panzer und gepanzerte Fahrzeuge. “Unsere Soldaten laufen zwischen Mykolayiv und Cherson, 60 Kilometer entfernt.” Melnik bat Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht dringend um eine bessere Zusammenarbeit bei geplanten Waffenlieferungen an die Ukraine. Bisher wurden keine Lieferpläne mit der Ukraine abgestimmt.