Pizzabäcker stoppen Messerkiller Neustadt am Rübenberge – Sie haben Ihr Leben riskiert, um ein anderes zu retten. Zwei Pizzabäcker stellten sich dem Messerkiller Abdi R. (22) in den Weg, schlugen den Somalier in ihrem Laden! Die Mutigen sind Hussein Kassab (38) und Hussein Haidar (39). Kassab betreibt seit 15 Jahren die Pizzeria „Mamma Mia“ in Neustadt am Rübenberge (Region Hannover). Normalerweise herrscht in der kleinen Eckkneipe in der Wunstorfer Straße ein ruhiges, konzentriertes Arbeitsumfeld. Am vergangenen Freitag ging es im Verkaufsraum plötzlich um Leben und Tod. Was ist passiert? Kurz vor 18.00 Uhr waren Schreie etwa 30 Meter von der Bar entfernt zu hören. Abdi R. stieg von seinem Fahrrad und attackierte Nayyef A. (32) und seine Schwester Nadhifa (44) auf offener Straße mit einem großen Küchenmesser. Beweis für die schreckliche Bluttat: Die Fahrerseite des Streifenwagens ist blutüberströmt. Die Fingerabdrücke wurden von einem Polizisten hinterlassen, der dem Opfer Erste Hilfe geleistet hatte Foto: Frank Tunnat
Die Klinge traf den Yeziden aus dem Nordirak im Gesicht, seine Schwester erlitt Kopfverletzungen. Verzweifelt suchte der 32-Jährige Zuflucht in der Pizzeria, wo Hussein Kassab gerade am Herd die Bestellungen des Abends fertigstellte. „Bitte um Hilfe. Dann tauchte der Schwarze mit dem langen Messer hinter ihm auf und stach wie verrückt mit weit aufgerissenen Augen auf den Mann ein. Er hat kein einziges Wort gesagt“, sagt der 38-Jährige. Als Abdi R. mit schwingendem Messer auf die Theke zuging, reagierte der Pizzabäcker geistesgegenwärtig: Er schnappte sich einen Mülleimer, hielt den 21-Jährigen auf Distanz – und schlug zu! Abdi R. (22) am Samstag auf dem Weg zum Richtertermin beim Landgericht Neustadt. Der 21-Jährige aus Somalias Hauptstadt Mogadischu schweigt über die Messerattacke Foto: F. Seehecht
„Ich habe ihn mehrmals mit dem Lauf auf die Brust und den Kopf getroffen. Danach sah er benommen aus.” Offenbar erschrocken von den Schlägen ließ R. das Messer fallen und ging von der Theke in die hintere Abstellkammer und in das Nebenzimmer. Ein Mitarbeiter versteckte sich panisch unter dem Tresen – dann kam der Auslieferungsfahrer Hussein Haidar, der von einer Tour zurückgekehrt war. Der 39-Jährige antwortete: „Ich bin ihm hinterhergelaufen, habe ihn gepackt und festgehalten.“

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Der leichte Somali konnte sich nicht aus dem Griff des bösartigen Fahrers befreien. Ein Streifenwagen, der zufällig in der Nähe war, hielt vor der Pizzeria. Beamte stürmten den Verkaufsraum und nahmen den 21-Jährigen fest. Unterdessen brach Nayef A. vor der Bar zusammen. Nach Angaben der Männer hatte der Somali ihm unter anderem eine tiefe Wunde am Hals zugefügt. Der Pizzafahrer entfernte Verbände aus dem Auto, die Beamten leisteten Erste Hilfe und verbanden die stark blutenden Wunden des 32-Jährigen. Kassab lobt: „Sie haben sich sehr um ihn bemüht und einen tollen Job gemacht.“ Das Opfer Nayyef „Naif“ A. (32) starb auf der Straße. Der Jeside aus dem Nordirak galt in der Stadt als freundlicher Typ Foto: Privat/Facebook
Die Fahrzeuge zeigten, wie schwer die Verletzungen waren. Die Abgeordneten hinterließen blutige Fußabdrücke auf dem Fahrzeug und dem Streifenwagen. Nayef A. war nicht mehr zu retten. Er starb auf dem Asphalt vor der Bar. Seine Schwester wurde in der Klinik behandelt. Pizzabäcker Hussein Kassab: „Es tut uns sehr leid.“ Dass er zu diesem Zeitpunkt nicht allein im Raum war, war laut dem Deutsch-Libanesen nur Zufall. „Wer weiß, was dann passiert wäre. Fünf Minuten zuvor war mein fünfjähriger Sohn im Laden …“ Trauernde ließen Kerzen und Blumen an der Bar zurück Foto: Privat
Warum Abdi R. (er lebte in einem Flüchtlingslager in Neustadt) den immer als freundlich bezeichneten Jesiden angegriffen hat, ist noch unklar. Am Samstag erließ ein Richter Haftbefehl gegen ihn wegen Totschlags. BILD hat sich an Rs-Verteidiger Pascal Ackermann gewandt. Der Anwalt: „Mein Mandant macht derzeit keine Angaben.“