Von Mary-Lou Künzel und Stefan Peter 

Wird das Strandbad Grünau zum Politikum? An heißen Tagen ist dort nicht jeder willkommen – dann wird nach Herkunft entschieden. An der Kasse werden die Gäste nach ihrer Postleitzahl gefragt! Postnummer, Postnummer: Laut “Tagesspiegel” wurden Besucher aus Neukölln abgewiesen, weil sie nicht aus Gebieten mit den richtigen Nummern kamen. Auch von Personenkontrollen ist die Rede. BZ war am Dienstag im Strandbad vor Ort. 24 Grad, bewölkt, wenige Besucher. Tickets sind am Ticketautomaten erhältlich. Sachbearbeiterin: „Wir fragen nicht immer nach der Postleitzahl. In der Regel von rund 400 Personen. Dann sehen wir, welche Kundschaft bleibt.“ BZ-Reporterin Mary-Lou Künzel am Dienstag vor dem Badezimmer Foto: Christian Lohse Der Sachbearbeiter zeigt dem BZ-Reporter auch die Liste der erlaubten Postleitzahlen. Da steht zum Beispiel nicht Hochzeit! Worauf die Auswahl basiert, bleibt ein Rätsel. Sollen potenzielle Störenfriede beigelegt werden? Auf eine offizielle Anfrage der BZ reagierten die Mieter nicht. Eigentümer des Strandbades sind die Berliner Badebetriebe. Ein Sprecher sagte der BZ, der Mieter müsse „das öffentliche Baden in der Sommerzeit sicherstellen“: „Das weitere Vorgehen liegt allein im Ermessen des nutzungsberechtigten Mieters.“ Der Eingang zum Strandbad Grünau an der Sportpromenade Foto: Christian Lohse Bereits in den letzten beiden Sommern wurde im Strandbad Postleitzahlen recherchiert. Begründet wurde dies mit einer geringeren Produktionskapazität aufgrund der Corona-Maßnahmen. Bei großem Andrang werden Berliner aus dem Badebereich bevorzugt.

Das sagen Berliner Politiker zu solchen Praktiken:

► „Wenn sich das bewahrheitet, ist das eine klare Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund und sozial Benachteiligten“, sagte die Linke-Landtagsabgeordnete Elif Eralp (41). ► Stefan Förster (41, FDP): „Die Mieter haben die unternehmerische Freiheit, den Eingang so zu gestalten, dass das Bad nicht überfüllt ist und sich alle Gäste darin wohlfühlen. Da der Pächter des Strandbades Grünau viel investiert hat, hat er auch ein Interesse an der Erhaltung eines guten Zustandes.“ ► Tom Schreiber (43, SPD): „Die Auswahl nach Postleitzahlen ist völlig daneben. Was kommt als nächstes – nach Alter, Größe und Gewicht? Wenn der Mieter nur bestimmte Gruppen aufnehmen möchte, könnte er einen Familientag einführen. Oder er gründet einen Club, dann dürfen nur Mitglieder rein.” Fazit von Stephan Standfuß (50, CDU): „Die Explosion des Postleitzahlenstils ist das Ergebnis einer verfehlten Politik. Der Senat muss endlich mit den Bäderbetrieben ein sinnvolles Sicherheitskonzept für alle Bäder erarbeiten.“