Wegen hoher Coronavirus-Zahlen will die EU eine einheitliche Empfehlung für eine vierte Impfung aussprechen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach hatte zuvor eine vierte Impfung für alle über 60 Jahre gefordert.
Die Behandlung einer möglichen vierten Impfung gegen das Coronavirus soll EU-weit vereinheitlicht werden: Die EU-Kommission werde “auf der Grundlage wissenschaftlicher Expertise in kürzester Zeit eine Empfehlung für die vierte Impfung erarbeiten”, sagte Federal nach einem Treffen mit seinen EU-Kollegen Brüssel. Eine Mehrheit der EU-Gesundheitsminister unterstützte seinen Vorschlag, die nationalen Impfstrategien anzugleichen. Die Empfehlung der EU-Kommission könne „auch für Deutschland ein wichtiger Kompass sein, um mit dem zweiten Impuls umzugehen“.
Lauterbach verweist auf Studien aus Israel
Lauterbach hatte sich zuvor für einen vierten Coronavirus-Impfstoff für Menschen über 60 Jahre eingesetzt. Der SPD-Politiker verwies auf Studien Israels. Diese haben gezeigt, dass das Todesrisiko durch eine Infektion in dieser Altersgruppe mit einer weiteren Auffrischimpfung um bis zu 80 Prozent gesenkt werden kann.
Beim Treffen der EU-Gesundheitsminister hat er sich dafür eingesetzt, dass solche erneuten Hilfen allen EU-Mitgliedstaaten angeboten werden: „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Covid-Pandemie in Europa noch nicht vorbei ist. Wir haben sehr hohe Fallzahlen, wir leider auch.“ habe “eine sehr hohe Zahl von Todesfällen”, warnte Lauterbach bei einem Treffen mit seinen Amtskollegen. „Die Pandemiesituation in Europa ist schlimmer als die Menschen glauben“, fügte er hinzu. Zudem richtet sich die öffentliche Aufmerksamkeit derzeit verstärkt auf den Krieg gegen die Ukraine.
„Es gibt mehrere Impfstoffe in Europa“, sagte Lauterbach. Da Länder mit niedrigem Einkommen immer weniger Impfstoffe aus der EU importieren, müssen Impfstoffe sogar vernichtet werden, weil sie ablaufen. Als Zweithilfe kommen aus Sicht des Bundesgesundheitsministers die Wirkstoffe des Herstellers Moderna sowie von BioNTech und Pfizer in Frage.
Lauterbach warnte davor, nicht zu warten, bis an die neuen Coronavirus-Varianten angepasste Impfstoffe verfügbar seien. Das könnte bis zum Herbst dauern, nach aktuellem Zeitplan bis September.
Die STIKO empfiehlt Personen über 70 Jahren eine vierte Impfung
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission eine zweite Auffrischimpfung für Personen über 70 Jahre, Pflegeheimbewohner und Personen mit Immunschwächekrankheiten ab dem fünften Lebensjahr. Die Empfehlung gilt auch für Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, insbesondere wenn sie in direkten Kontakt mit Patienten kommen.
Bei gesundheitlich gefährdeten Personen sollte die neue Auffrischimpfung daher frühestens drei Monate nach der ersten Auffrischimpfung und bei medizinischem Personal frühestens nach sechs Monaten verabreicht werden.
EU-Gesundheitsministertreffen: Lauterbach zur vierten Impfung
Stephan Ueberbach, ARD Brüssel, 29. März 2022 11:50 Uhr