24.08.2022 08:02 Uhr

Um unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu werden, setzt die Bundesregierung auch auf grünen Wasserstoff. Die ersten Lieferungen kommen ab 2025 aus Kanada. Obwohl die Produktion sehr energieintensiv und damit teuer ist, sind die Erwartungen an den Deal hoch. Deutschland und Kanada haben eine langfristige Zusammenarbeit bei Wasserstoffproduktion und -transport vereinbart. Bundesfinanzminister Robert Habeck und der kanadische Energieminister Jonathan Wilkinson haben am Dienstag in Stephenville in der Provinz Neufundland und Labrador ein Abkommen unterzeichnet, wonach Kanada ab 2025 Wasserstoff nach Deutschland exportieren wird. Habeck bezeichnete die Einigung als Meilenstein: „Grüner Wasserstoff ist ein wichtiger Schlüssel zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Wir müssen den Klimaschutz entscheidend vorantreiben, um Wohlstand und Freiheit zu sichern. Das ist in diesen Tagen wichtiger und dringlicher denn je.“ An der Unterzeichnung nahmen auch Bundeskanzler Olaf Soltz und der kanadische Premierminister Justin Trudeau teil. Scholz sagte, dass die Zusammenarbeit mit Kanada mit dem Abkommen auf eine strategischere Ebene steigen werde: “Wir haben hier jedes Mal gespürt, dass die Zukunft möglich ist.” Eine Veränderung der Welt ist möglich – hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft, die auch gute Arbeitsplätze schafft. Die Partnerschaft sei „ein sehr, sehr großer Erfolg“.

LNG ist nur eine mittelfristige Lösung

Neufundland gilt als günstiger Standort für die Produktion von grünem Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energiequellen hergestellt wird. In der dünn besiedelten Gegend gibt es viel Wind und viel Platz, um ihn in Energie umzuwandeln. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zwingt Deutschland zu einer breiteren Aufstellung, insbesondere im Energiesektor. Kanada hat zwar auch verflüssigtes Erdgas (LNG) zu bieten, Deutschland könnte davon aber nur mittelfristig profitieren, da es noch keine Pipelines und Terminals für den transatlantischen Transport gibt. Im Mittelpunkt der Reise stand daher die Produktion von Wasserstoff. Trudeau sprach von einem “historischen Schritt nach vorn”. Das Abkommen wird Arbeitsplätze schaffen, die lokale Wirtschaft ankurbeln und zur Produktion sauberer Energie beitragen. Mit Scholz sei er stets „tief verbunden“ gewesen, was das Ziel anbelangt, gleichzeitig den Klimawandel zu bekämpfen und wirtschaftliches Wachstum zu erreichen. In der gemeinsamen Absichtserklärung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Kanada heißt es, dass die Partnerschaft darauf abzielt, „die Wasserstoffwirtschaft anzukurbeln und eine transatlantische Wasserstoffversorgungskette weit vor 2030 aufzubauen, wobei die ersten Lieferungen für 2025 geplant sind“.

Energieintensive Wasserstofferzeugung

Während Kanada Milliarden in die Technologie- und Infrastrukturentwicklung investieren wird, wird die Bundesregierung einheimische Importeure bei der Schaffung eines internationalen Handelskorridors unterstützen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf gemeinsamen Anstrengungen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, um die Entwicklung von Lieferketten und Logistik voranzutreiben. Außerdem sollen einheitliche Standards in der Produktion etabliert und die Zusammenarbeit zwischen Häfen auf beiden Seiten des Atlantiks gefördert werden. Beim Einsatz von Wasserstoff entstehen keine Treibhausgase. Allerdings muss zu seiner Herstellung Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten werden, was einen hohen Energieaufwand erfordert. Diese Elektrolyse ist nur dann klimafreundlich, wenn nachhaltig erzeugte Energie verwendet wird, zum Beispiel Strom aus Sonne oder Wind. Prinzipiell kann Wasserstoff als Basis für Kraftstoffe dienen, die beispielsweise Kohle, Öl und Erdgas in Industrie und Verkehr ersetzen. Da die Herstellung sehr energieintensiv ist, ist Wasserstoff derzeit noch deutlich teurer als fossile Brennstoffe.