Den gemessenen Preisen zufolge profitierten die Gletscher in den Ostalpen stark vom kühlen und schneereichen Mai des vergangenen Jahres. „Auf den Gletschern lag bis zum Sommer eine starke Schneedecke. Weißer Schnee reflektiert Strahlung. Dadurch ist weniger Eis geschmolzen.“ Seit 1850 gehen die Gletscher weltweit zurück. Die Pasterze am Großglockner, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts insgesamt 2,4 Kilometer verloren hatte, verlor im vergangenen Jahr weitere 42,7 Meter. Das Schlatenkees in der Venedig-Gruppe in Osttirol hatte laut Gletscherbericht im vergangenen Jahr mit 54,5 Metern Absturz das Schlimmste. „Es ist bemerkenswert, dass die großen Gletscher der Alpen viel länger als der Durchschnitt verlieren“, sagt Andreas Kellerer-Pirklbauer von der Universität Graz, der mit Gerhard Lieb den Gletschermessdienst des Alpenvereins leitet. In den letzten Jahren haben Forscher zunehmend bemerkt, dass der Gletscher absinkt. „Es bilden sich kreisrunde Einsturzstrukturen und Wasserflächen, die immer größer werden“, sagt Kellerer-Pirklbauer. “Die Gletscher brechen zusammen.” Besonders dramatisch könnte sich die Schneesituation im vergangenen Winter auswirken, als nur 15 Prozent der durchschnittlichen Monatsniederschläge fielen. Zudem war dieser Winter besonders stürmisch. „Der Schnee, der mitten im Winter trocken war, wurde höher verschoben, sodass das blanke Eis in den Sprachen der Gletscher jetzt teilweise sichtbar ist“, sagte Andrea Fischer, Gletscherforscherin am Institut für Österreichische Akademie der Wissenschaften Interdisziplinäre Gebirgsforschung. Zusätzlich negativ wirkt sich der Saharastaub aus, der sich Mitte März in den Alpen im Schnee ablagert. Die dunklere Oberfläche nimmt die Sonnenenergie besonders gut auf, was wiederum das Schmelzen verstärkt. Nie war Wissen wertvoller Jetzt F+ 30 Tage kostenlos lesen und Zugriff auf alle Artikel auf FAZ.NET erhalten. LESEN SIE F + JETZT Schneemangel im Winter wirkt sich drastisch auf die Gletscher aus. Sobald die Schneedecke schmilzt, verlieren die Gletscher zehn bis zwanzig Zoll Eis pro Tag. „Theoretisch könnte das Schmelzen bei Nacktsprachen schon im Mai beginnen“, sagt Andrea Fischer. „Das Worst-Case-Szenario wäre ein trockener April und ein heißer Sommer mit Regen auf den Gletschern. Dann wird die Dauer der Eisschmelze deutlich länger sein als in den vorangegangenen Extremjahren 2003 und 2015“. Ein extremes Jahr befürchtet der Wissenschaftler jedoch nicht. Problematisch ist der insgesamt ungünstige Ausgangszustand der Gletscher, deren Eisflächen sich in den letzten Jahren verdunkelt haben und die zudem in den letzten zwei Jahrzehnten stark an Masse verloren haben. Die Aussichten sind generell schlecht.

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Kletterer in den Westalpen können erleben, wie ungewöhnlich die Situation auf Gletschern ist. In Chamonix (Frankreich) haben Bergretter nun davor gewarnt, den mit 4808 Metern höchsten Berg der Alpen, den Mont Blanc, zu besteigen. Der Aufstieg durch die Grands-Mulets-Hütte ist aufgrund des schlechten Gletscherzustandes nicht möglich. Weil es nicht genug Schnee gibt, gab es dort letzte Woche mehrere Risse. Auch Séracs brach zusammen. Die Einweihung der Hütte, die aufgrund der Skisaison für den 1. April geplant war, wurde verschoben. Auch die Strecke durch den Mont Blanc du Tacul und den Mont Maudit ist in sehr schlechtem Zustand.