04.06.2022 13:47
Im Jahr 2021 wird Deutschland 42 % seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen decken. Bis 2035 sollen es 100 Prozent sein – aus Gründen des Klimaschutzes, aber auch um potenziell gefährliche Süchte loszuwerden. Mit dem 500 Seiten starken „Energetischen Sofortmaßnahmenpaket“ präsentiert Klimaschutzminister Hubeck die größte Energiewende seit Jahrzehnten.
Die Bundesregierung will den Ausbau erneuerbarer Energien massiv beschleunigen. Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Hubeck wird dem Kabinett am Mittwoch ein umfassendes Paket vorlegen. Das sogenannte Osterpaket sieht Änderungen in vielen Gesetzen und Verordnungen vor. Damit sollen die energiepolitischen Ziele des Laternenbündnis-Abkommens erreicht werden. Obwohl sie vom Krieg in der Ukraine unabhängig sind, sind sie aufgrund ihrer starken Abhängigkeit von Energielieferungen aus Russland umso relevanter.
Es besteht laut Ministerium eine doppelte Dringlichkeit. „Einerseits geht die Klimakrise zu Ende. Andererseits zeigt der völkerrechtswidrige Einmarsch Russlands in die Ukraine, wie wichtig der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und der Ausbau erneuerbarer Energiequellen sind. „Mit dem Osterpaket kommt die größte Energiewende seit Jahrzehnten. Es wird den Ausbau erneuerbarer Energien insgesamt beschleunigen, im Wasser, an Land und auf dem Dach.“
Die Pläne will Habeck am Mittwochnachmittag in Berlin vorstellen. Es gibt noch keine Kosteninformationen. Das Geld soll künftig aus dem gerade um 60 Milliarden Euro gewachsenen Klimafonds kommen. Das Osterpaket soll unter anderem das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und das Offshore-Windenergie-Gesetz ändern.
Erneuerbare Energiequellen werden zum „höchsten öffentlichen Interesse“
Sie beruht auf dem Grundsatz, dass die Nutzung erneuerbarer Energiequellen im überwiegenden öffentlichen Interesse liegt und der öffentlichen Sicherheit dient. Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent des deutschen Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen stammen. Bis 2035 sollen es fast 100 Prozent sein. Zum Vergleich: 2021 waren es nur 42 Prozent. Experten prognostizieren jedoch einen Anstieg des Energieverbrauchs. „Das bedeutet, dass bis 2030 insgesamt rund 600 Terawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien nach Deutschland geliefert werden müssen“, heißt es aus Regierungskreisen.
Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, werden neue Flächen für den Ausbau der Photovoltaik zur Verfügung stehen. Die Gebühr für Solarenergie wird deutlich steigen. Diese soll bis 2022 in Kraft treten. Auch Schwachwindstandorte sollen verstärkt erschlossen werden. Die Offshore-Windausbauziele werden auf mindestens 30 Gigawatt bis 2030, mindestens 40 Gigawatt bis 2035 und mindestens 70 Gigawatt bis 2045 angehoben. Zudem werden die Entwurfsanforderungen für den Ausbau der Übertragungsnetze aktualisiert. „19 neue Netzausbauvorhaben werden aufgenommen und 17 Netzausbauvorhaben wechseln“, heißt es in der Zeitung des Ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, die auf n-tv.de abrufbar ist.
Die Windräder werden immer wieder von den Einheimischen kritisiert. Die Bundesregierung will nun die Planung und Genehmigung bereits geprüfter Flächen beschleunigen. “Umweltgutachten und Beteiligungsrechte sind stärker gruppiert.”
Das Gesetz soll diesen Sommer in Kraft treten
Die Pläne der Regierung müssen noch den Bundestag passieren. Die Änderungen treten voraussichtlich am 1. Juli in Kraft. Weitere Klimaschutzmaßnahmen werden im Laufe des Jahres erwartet. Vor allem müssen sie für mehr Energieeffizienz in Gebäuden sorgen und Fortschritte bei den CO2-Zielen für den Verkehrssektor erzielen. Der Plan, dass Staaten 2 % ihrer Fläche der Windenergie zuordnen sollen, ist noch umstritten.
Deutschland, das noch stark von Gas- und Öllieferungen aus Russland abhängig ist, soll bis 2045 vollständig klimaneutral sein. Deshalb ist Habecks erklärtes Ziel, die Klimaschutzquote zu verdreifachen. Im vergangenen Jahr sind die Treibhausgasemissionen in Deutschland jedoch noch einmal deutlich gestiegen. Bau- und Verkehrssektor haben ihre Ziele im Gegensatz zu Industrie und Landwirtschaft nicht erreicht.