Der Krieg in der Ukraine sei eine “ganz besondere Herausforderung”, und die europäischen Länder brauche Unterstützung, sagte Corner, der sich gegenüber ORF.at für die Unterstützung der Nachbarländer aussprach. Österreich hat bereits erste Flugevakuierungen von schutzsuchenden Ukrainern aus Moldawien durchgeführt und Polen die Aufnahme von Flüchtlingen angeboten. „Das wird jetzt gefordert“, sagte er. Insbesondere werde es zunächst um die Aufnahme von 500 Vertriebenen gehen, sagte Carner nach dem Treffen.
“Wenn es klappt, wird das Angebot verlängert”
Der stellvertretende polnische Innenminister Bartosz Grodecki bestätigte das Projekt. “Sobald ich den Brief erhalten habe, vielen Dank”, sagte Grodetsky. Jetzt müssen 500 Menschen Schutz bei der Ukraine suchen und das Angebot annehmen. „Wenn es funktioniert, wird das Angebot erweitert“, fügte er hinzu. „Mittelfristig könnten es mehr werden“, sagte Karner. Bis zu 3.000 Personen könnten berücksichtigt werden. Moldawien hat außerdem die Aufnahme von 2.000 Flüchtlingen zugesagt, von denen sich bereits 300 im Land befinden. Aber all das erfordert eine gute Planung und Organisation.
Die EU ringt um die Verteilung der Flüchtlinge
Millionen Menschen sind aus dem Land geflohen, seit Russland vor einem Monat in die Ukraine einmarschiert ist. Viele davon in Polen – aber auch in Deutschland. Diese beiden Länder haben nun die anderen Staaten um Unterstützung gebeten. Es gehe um Menschen, “die man nicht einfach schicken kann”, wie Karner hier anmerkt. Aus diesem Grund funktioniere die Verteilungsquote „einfach nicht“. Die Schutzrichtlinie erlaubt Kriegsflüchtlingen, sich im Schengen-Raum frei zu bewegen. Zwar würden viele vorerst gerne in der Region nahe der Ukraine bleiben, in Ländern wie Polen ohnehin, “je länger der Krieg dauert, desto länger könnte er beginnen”. Auch in Österreich rechnet man mit viel mehr Flüchtlingen als bereits Angekommenen. Zur Frage eines eigenen EU-Koordinators für ukrainische Kriegsflüchtlinge und auf Wunsch von Immigrationsforschern wie Gerald Knaus sagte Karner im Interview mit ORF.at: „Gut ist, was hilft.“
Bereits 3,8 Millionen haben die Ukraine verlassen
Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge sind seit Kriegsbeginn mehr als 3,8 Millionen der 44 Millionen Ukrainer aus dem Land geflohen. Allein in Polen sind mehr als zwei Millionen Flüchtlinge angekommen, in Österreich wurden 212.000 Schutzsuchende gezählt, aber vier Fünftel von ihnen reisen noch in andere Länder. Bis heute wurden in Österreich rund 35.000 „Displaced“ registriert, wie sie nach der EU-Richtlinie offiziell genannt werden.
Der Kommission liegt ein Zehn-Punkte-Plan zugrunde
Aber wie sollen die Leute dann verteilt werden? Innenkommissarin Ylva Johansson schlug im Rahmen eines Zehn-Punkte-Plans für mehr EU-Koordinierung einen Indikator zur Erleichterung der freiwilligen Verteilung vor, der angesichts der Bevölkerungszahl berücksichtigen soll, wie viele Flüchtlinge – nicht nur aus der Ukraine – sich derzeit in einem befinden Land. Ziel ist es, dass sich die EU-Staaten gegenseitig anbieten, Menschen aufzunehmen, wenn andere besonders belastet sind. öffentliche Diskussion
Krieg in der Ukraine: Wie machtlos ist der Westen?
Auch eine wirtschaftliche Gewichtsgleichung steht im Raum. Die EU-Kommission bereitet etwas vor, woher das Geld kommen soll, es wird aber noch verhandelt. Österreich ist laut Karner eines der betroffenen Länder. Nach Angaben der Kommission ist derzeit Polen am stärksten betroffen, gefolgt von Österreich und Tschechien. Der Zehn-Punkte-Plan der EU-Kommission und der französischen Ratspräsidentschaft sieht auch eine bessere Kontrolle der Überstellung von Flüchtlingen in die EU, mehr Schutz für Kinder und ein europaweites Registrierungssystem vor.
“Richtige Richtung”
Für Karner gehe der Plan „an den richtigen Stellen in die richtige Richtung“. Mit Blick auf die Registrierung von Flüchtlingen forderte er „mittelfristig ein gemeinsames europäisches System, damit diese Daten eingetragen werden können“. Das Treffen am Montag war das zweite Krisentreffen der Innenminister seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine am 24. Februar. Der ukrainische Innenminister Denis Monastyrski war vorübergehend per Video zu dem Treffen zugeschaltet. Die EU-Staaten haben Anfang März beschlossen, allen Ukrainern schnell und unbürokratisch Schutz zu bieten. Die große Zahl von Flüchtlingen stellt die internationale Gemeinschaft jedoch vor Herausforderungen.