Die Gäste
Hubertus Heil (49, SPD). Der Arbeitsminister ist schon lange nicht mehr in einer Talkshow und will “jetzt handeln, damit der Fachkräftemangel nicht zur Wachstumsbremse wird”. Rainer Brüderle (76, FDP). Der frühere Finanzminister hat sich lange aus der Diskussion herausgehalten und warnt nun als Präsident der Arbeitgebergewerkschaft bpa: “Unsere Gesellschaft altert, deshalb brauchen wir qualifizierte Zuwanderer.” Janine Wissler (40, links). Der Parteichef schimpft: „Statt Fachkräften ins Ausland zu jagen, für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne sorgen!“. Simon Meinberg (25). Der Baumeister hat einen Betrieb mit 100 Mitarbeitern und kritisiert: „Auch das Handwerk leidet unter seinem angestaubten Image“. Bettina Angebot. Die Rechtsanwältin ist spezialisiert auf Fachkräftemigration und ausländisches Arbeitsrecht. Dieter Könnes (50). Der WDR-Verbraucherjournalist (“Könnes kampf”) schimpft: “Heute will sich keiner mehr die Hände schmutzig machen!” Politiker und andere Fachleute. Sind das Prinzipien oder Praktikabilität? Das Zoff-O-Meter schaut zu!
Alarmierendste Informationen
WDR-Journalistin Könnes liefert zunächst einen Bericht aus London, wo der Handwerkerbedarf noch größer ist: „Keine Reparaturen mehr, nur neue Anlagen – aber gar nicht!“ bewundert.
„Das führt dann dazu, dass es im Handwerk mittlerweile Headhunter gibt“, erklärt er. „Die sehr guten Handwerker in Deutschland werden von Wilderern abgezogen, weil die Stundensätze in London drei- bis viermal so hoch sind. Wenn wir so weitermachen, wird das Gleiche für uns gedeihen!“
Das „hart aber fair“-Programm zum Thema „Der neue Arbeitskräftemangel: Warum gehen Deutschland die Fachkräfte aus?“ Foto: WDR / Das Erste
Die sportlichste Frage
Plasberg gibt dem Arbeitsminister direkt den Ball: „Wir haben in Deutschland nicht nur zu wenig Mittelstürmer ausgebildet“, scherzt die Talkshow-Moderatorin, „sondern auch zu wenig Klempner, Elektriker und Heizungsfachkräfte. Warum?”
„Wir hatten eine komische Diskussion, weil gesagt wurde, wir brauchen vor allem akademische Bildung“, sagte Heil. „Eins“ war vor allem die SPD im Sinne von „Aufstieg durch Bildung“, aber das sagt der Minister nicht.
Kommentar von Kühlster
„Wir brauchen Berufsorientierung in allen Schularten“, forderte die Ministerin dann. „Ein zweiter Punkt ist das Bild. „Viele wissen nicht, dass Drohnen jetzt Baustellen anfliegen!“
Sein „größtes Entsetzen“, so Heil, sei, „dass einerseits immer mehr Unternehmen händeringend Leute suchen und andererseits zu viele in der Ecke hängen. “Zwei Drittel der Langzeitarbeitslosen in Deutschland haben überhaupt keine Berufsausbildung!” Er hat nett geschrien, aber das aktiviert die Talkshow-Moderatorin nicht: „Das hast du alles schon mal gehört“, kommentiert Plasberg sorglos.
Das dickste Phrasenfutter
Heil fordert dann meist eine „enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik“. Und gleich darauf ein „Bündnis für Bildung und Ausbildung“.
Der Jungunternehmer Meinberg schildert seine Erfolgsgeschichte: Ohne Schulabschluss, Lehre, Startkapital und dann Firmenanteile verkauft, um weiter zu wachsen. „Frauen lieben Tischler“, ergänzt Plasberg. „Es gibt auch Zimmerleute“, wechselte der Minister fleißig. Stöhnen!
Die meisten politischen Beschwerden
Durch die Aufhebung der Abstandsregel ist Brüderle fast fußläufig von Linke-Wissmann zu erreichen. „Die Reparatur der Fensterläden dauert fünf bis sechs Wochen“, klagt er. “Was wir jetzt erleben, ist das Ergebnis jahrelanger Fehlentwicklungen, der Illusion, ein Studium bringe hohe Einnahmen.”
Der Vorsitzende der Linkspartei hingegen benennt die Ursachen des Mangels streng sozialistisch in „Arbeitsbedingungen und Lohnaussichten“.
typischere Fälle
„Vielleicht liegt es an der Einstellung“, vermutet die Moderatorin der Talkshow und zeigt in einem Clip einen Maler (57) mit „bitteren Erfahrungen“.
„Viele können sich einen Job nicht vorstellen, bei dem man körperliche Arbeit verrichten muss und sich vielleicht schmutzig macht“, sagt der Kaufmann. “Die meisten Menschen würden gerne an einem Computer sitzen und etwas über das Internet tun.” Der WDR-Könnes hört den erfahrenen Berufen immer wieder zu, was Auszubildende verwundert sagen: „Ich wusste gar nicht, dass ich jeden Tag um sechs Uhr aufstehen muss.“
Die nützlichste Forderung
“Ich war letzte Woche in Schleswig-Holstein, in Rendsburg”, sagte der Minister dem Zimmermann zu seiner Linken. „Ich habe einen Kollegen von Ihnen kennengelernt, der Treppen baut. Um ihre beiden Leute zu binden, bot sie ihnen Elektroautos an. Es bewegt sich also etwas in der Kunst.“ „Junge Menschen brauchen vor allem Orientierung“, ergänzt Heil. „Nicht nur eine Verkostungspraxis, sondern bundesweit in allen Gymnasien, aber auch in anderen Schularten als fester Bestandteil eines ‚Arbeit, Technik, Wirtschaft‘-Kurses, wo man auch die Rechte der Arbeitnehmer kennt.“ Ex-Finanzminister Rainer BrüderleFoto: WDR / Das Erste
Der akrobatischste Backflip
Nach dem nächsten Clip mit Zitaten der beiden Politiker, der vor zehn Jahren wie heute zu hören war, wird der Minister bereinigt: „Wir müssen jetzt Selbstkritik üben“, mahnt er, „unabhängig von der Parteifarbe!“ Warum, fährt Hale fort: „Wir haben einige Dinge nicht schnell genug gemacht. Wie lange habe ich darum gekämpft, endlich ein Einwanderungsgesetz zu bekommen! “Wir hatten lange Zeit Denkverbote, aber das lag eher an den Konservativen.” Heidewitzka!
Die größte Kategorie
Im Streit um Mindestlöhne für Pflegekräfte ist Brüderle irritiert: „Die Tarifautonomie führt dazu, dass Gewerkschaften und Arbeitgeber eine Rechnung aushandeln“, brüllt er. „Aber wenn Lösungen aufgezwungen werden, haben wir keine freie Lohnfindung mehr, weil der Staat die Löhne festlegt. Das ist eine andere Demokratie! Licht der DDR!“ Der Minister schießt zurück in die Lunge: „Wir mussten aus der Not Mindestlöhne machen“, verteidigt er sich. „Jetzt malt den Sozialismus an die Wand! Ich verstehe Arbeitgeberverbände, die nur ein Ziel haben: Tarifverhandlungen zu vermeiden. Das muss man den Leuten erklären!“
Das Zoff-O-Meter erscheint sofort
“Der Staat wird sich das Problem in diesem Bereich erst in zehn Jahren anschauen können!” knurrt Hale. “Nichts gegen Tarifverträge”, argumentiert Brüderle, “sollten nur entsprechend gestaltet werden.” Dann wird der Minister so mürrisch, dass er den rhetorischen Trick der nervigen Wiederholung anwendet: “Wie viele Tarifverträge haben Sie abgeschlossen?” fordert seinen Gegner heraus. „Wie viel hast du gemacht? Wie viel haben Sie als Verein geleistet? Wie viele haben Sie als Verein entschieden?“ Autsch!
Dialog des Abends
„Ich möchte etwas aus der Praxis sagen“, sagte Linke-Wissler. „Ich spreche auch aus der Praxis!“, grummelt Brüderle, „nicht aus der Hütte!“ Linkspartei-Chefin Janine WisslerFoto: WDR / Das Erste
Definition Mutigste
Für das Einzelgespräch wurde Rechtsanwältin Bettina Offer ausgewählt. Hilft Unternehmen, ausländische Arbeitskräfte ins Land zu holen. Bei Einwanderern “muss man zwischen Steuerzahlern und Steuerzahlern unterscheiden”, wagt er zu sagen. Der Experte verrät die Besonderheiten der deutschen Bürokratie: „Wir haben tatsächlich Arbeitgeber, die Listen guter Ausländerbehörden führen und die dann ihren Mitarbeitern Anweisungen geben: Sie ziehen in diese Gegend und nicht in diese Gegend.“ Simsalabim!
Die erstaunlichsten Informationen
Zu der üblichen Kritik an der Hochwasserschutzausrüstung des deutschen Amtsschimmels bemerkt Offer zu Plasbergs Verwunderung: „Ich freue mich über jede Behörde, die noch ein Faxgerät hat. “Ich kann es noch.” Denn, so der Anwalt: Viele überlastete Ämter würden nun alle anderen Wege blockieren: „Wir nehmen keine E-Mails mehr an, auch Bewerbungen per Post nicht. Sie müssen persönlich vorsprechen.
Das schwierigste Beispiel
Ein besonderes Problem sei für sie laut Offer, „wenn ich einen Geschäftsführer habe, den selbst ich als Anwalt nicht persönlich kontaktieren kann, weil ich nur mit dem dritten Assistenten sprechen darf und auf den ich dann warte, um in die deutsche Ausländerbehörde zu gehen und sich dazu bringen, dorthin zu gehen “- Puh! „Natürlich sind wir ein Land, das alle gleich behandelt“, erklärt Offen, „aber wir stehen im internationalen Wettbewerb. Der rote Teppich wird in Kanada, den USA oder den Niederlanden verlegt!“
Der schlimmste Fehler
Brüderle hat auch eine: “In Niedersachsen konnte ein Pflegeunternehmen neun voll ausgebildete philippinische Krankenschwestern einstellen, die früher in einer ausländischen Klinik gearbeitet haben”, empört sie sich. “Dann mussten sie plötzlich einen zusätzlichen halbjährigen Körperhygienekurs machen!” “Danach hat das Landesgesundheitsamt mehr als einen Monat gebraucht, um die Anerkennungsurkunden zu fördern!”, ärgert sich der ehemalige Minister und schlägt …