30.03.2022

Barbara Wimmer Er trägt den Spitznamen Earendel und ist der entfernteste einfache Stern, der jemals von einem Teleskop gesehen wurde. Das Hubble-Weltraumteleskop hat ein Bild aufgenommen, das einen Stern in atemberaubender Entfernung zeigt. 900 Millionen Jahre nach dem Urknall leuchtete der einzige Stern mit dem Spitznamen Earendel hell in einer fernen Galaxie. Earendel bedeutet im Altenglischen „Morgenstern“ oder „aufgehendes Licht“. Auf dem Hubble-Foto ist nicht viel zu sehen. Sie sehen nur einen schwachen Fleck auf einer Sichel. Die Aufnahme ist jedoch etwas ganz Besonderes und von großer Bedeutung. Denn es ist ein Wunder, dass der Stern überhaupt nicht zu sehen ist. Das liegt nur am Gravitationslinsen-Phänomen, denn in der Realität ist es nicht mehr möglich, so alte Sterne einzeln zu beobachten, weil sie so schwach sind.

So hast du den Stern eingefangen

Beim sogenannten Gravitationslinseneffekt wurde Licht durch ein riesiges Objekt verstärkt, das zwischen dem Beobachter und dem Himmelskörper lag. In diesem Fall befand sich also ein großer Galaxienhaufen in Sichtkontakt, wobei die Anziehungskraft dieser Materiemasse Licht von weiter hinten liegenden Objekten beugt und so vergrößert. So wurde Earendel sichtbar, weil es sich im „Sweet Spot“ der Gravitationslinse befand. „Wir hatten Glück. Das ist wirklich extrem. Es ist wirklich aufregend, etwas mit einer so hohen Vergrößerung zu finden“, sagte Brian Welch, Arzt an der Johns Hopkins University in Maryland, gegenüber der BBC. Earendel ist dort, wo der Pfeil hinzeigt – Sie können nur einen kleinen Fleck sehen

© NASA/ESA/Brian Welch JHU et al

Bisheriger Rekordhalter war Icarus

Der am weitesten entfernte Stern, den er je vor einer Taschenlampe gesehen hat, war Ikarus. Es wurde in einer Entfernung von 9 Milliarden Lichtbewegungen beobachtet. Earendel ist viel weiter weg. Der Stern ist der neue Rekordhalter in einer Entfernung von etwa 12,9 Milliarden Lichtjahren. Laut Welch könnte Earendel ein Stern in einem einzelnen oder einem binären System sein. Es ist nicht klar, wie groß der Earendel gewesen sein könnte. Der Stern hat mindestens die 50-fache Masse unserer Sonne, aber abhängig von der genauen Vergrößerung könnte der Stern viel größer sein. Forschern zufolge könnte er theoretisch ein Pionierstar sein, sicher sind sie sich aber nicht. Dies wäre ein Objekt, das aus jungfräulichem Gas besteht, das im Urknall entstanden ist. Die ersten Sterne im Universum bestanden nur aus Wasserstoff und Helium. Erst spätere Sterne sind mit schwereren Elementen verschmolzen. Wenn es also wirklich ein Pionierstern wäre, müsste er sich aus einer vollständig isolierten und unreinen Gaswolke entwickelt haben, um lange genug zu überleben, um jetzt sichtbar zu sein. „Wir erwarten, dass Earedel eher ein Star wird, der mit weniger, schwereren Daten angereichert ist“, sagte Wells.

Möglichkeit der genaueren Recherche

Mit dem James-Webb-Teleskop, dem Nachfolger von Hubble, könnten solche Entwicklungen möglicherweise viel genauer verstanden werden, heißt es. James Webb wird Details über Hubble hinaus erzählen können. Das neue Teleskop wird in zwei bis drei Monaten den vollen wissenschaftlichen Betrieb aufnehmen.