Das Hubble-Weltraumteleskop hat einen neuen Stern entdeckt – der einen neuen Rekord aufstellen wird. Starlight hat bereits 12,9 Milliarden Lichtjahre auf der Erde zurückgelegt. Das Hubble-Weltraumteleskop Foto: Keystone, AP Photo / NASA Während sein Nachfolger – das James-Webb-Weltraumteleskop – bereits erste Bilder liefert, macht das 32 Jahre alte Weltraumteleskop Hubble erneut Schlagzeilen: Es hat einen Stern entdeckt, dessen Licht 12,9 Milliarden Jahre auf der Erde zurücklegt. Das ist ein neuer Rekord und ein riesiger Sprung nach vorne: Der bisherige Rekordhalter war etwas mehr als neun Milliarden Lichtjahre entfernt. Der neue Rekordstern habe vermutlich mehr als die 50-fache Masse unserer Sonne und sei nach einigen hunderttausend Jahren verglüht, sagte das Entdeckerteam gegenüber dem Magazin Nature. Neuer Star bereits benannt Astronomen unter der Leitung von Brian Welch von der Johns Hopkins University in Baltimore haben den Stern „Earendel“ genannt – nach einem altenglischen Wort für Morgenstern. Forscher konnten „Earendel“ mit kosmischer Unterstützung orten: Zwischen der Erde und dem fernen Stern befindet sich ein riesiger Galaxienhaufen, der als Gravitationslinse das Licht des Sterns um mehr als tausend verstärkt. Welch und seine Kollegen vergleichen den Galaxienschwarm-Effekt mit der Oberfläche eines Schwimmbeckens: Wellen streuen das einfallende Sonnenlicht und erzeugen ein Muster aus Lichtlinien am Boden des Beckens. Am 25. Dezember 2021 startete das James-Webb-Teleskop vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus ins All. Foto: Keystone / European Space Agency Wissenschaftler nennen solche Linien ätzend – sie sind Bereiche, in denen das Licht extrem verstärkt wird. Die Gravitation des Galaxienhaufens lenkt Licht von den Himmelsobjekten hinter dem Haufen ähnlich zur Wasseroberfläche ab und erzeugt so auch Kaustiken – die verstärkt entfernte Sterne sichtbar machen können. Astronomen kennen viele Beispiele dafür, und der bisherige Rekordhalter, 2018 mit dem Hubble-Teleskop entdeckt, steckt hinter einem Galaxienschwarm. Deshalb haben Welch und seine Kollegen die Kaustik solcher Galaxienhaufen, die als Gravitationslinsen wirken, nach eindeutigen Objekten durchsucht – erfolgreich. Der Stern explodierte vor 600 Millionen Jahren Trotz der starken Vergrößerung durch die Gravitationslinse erscheint „Earendel“ als objektähnlicher Punkt in einer 12,9 Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxie. Dadurch können Astronomen den Stern so sehen, wie er 900 Millionen Jahre nach dem Urknall aussah. Heute ist „Earendel“ schon lange verschwunden, denn je größer die Masse eines Sterns ist, desto heißer und heller brennt er und verbraucht dadurch seinen Energievorrat viel schneller. Während ein Stern wie unsere Sonne seit etwa zehn Milliarden Jahren existiert, dürfte „Earendel“ nach spätestens 600 Millionen Jahren als Supernova explodiert und dann verschwunden sein. Genauere Aussagen über den fernen Stern konnten Welch und seine Kollegen bisher allerdings nicht treffen – dafür brauchen die Forscher das neue James-Webb-Weltraumteleskop. Dadurch wird es Earendel möglich, Licht in seinen Wellenlängen zu brechen und so Informationen über seine Zusammensetzung und Temperatur zu erhalten – für Astronomen ein wichtiges Bild der Geschichte der ersten Sterne im jungen Universum.