Von: Pamela Dörhöfer Aufteilung Eine vitalstoffreiche Ernährung wirkt sich auf die Geschlechter unterschiedlich aus. Aprikosen, Bananen, Avocados, Tomaten, Lachs, viele Nüsse und dunkle Schokolade gehören dazu: Sie alle sind kaliumreiche Lebensmittel. Eine Ernährung, die reich daran ist, kann vor allem Frauen vor Bluthochdruck schützen – und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei beiden Geschlechtern senken, haben Forscher um Liffert Vogt vom Universitätsklinikum Amsterdam herausgefunden. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im European Hart Journal. Für ihre Forschung nutzten die Wissenschaftler Daten der britischen Beobachtungsstudie Epic-Norfolk, an der knapp 25.000 Patienten im Alter von 40 bis 79 Jahren aus Hausarztpraxen in der britischen Grafschaft Norfolk teilnahmen. Sie seien einer gründlichen medizinischen Untersuchung und Befragung unterzogen worden, und es seien auch Urinproben genommen worden. Die Studie lief von 1993 bis 1997 mit fast 20 Jahren Follow-up. Aus den Urinproben der Teilnehmer konnte auch die tägliche Ausscheidung von Natrium und Kalium berechnet werden. Diese Werte verglichen die niederländischen Forscher mit den Blutdruckwerten der Probanden. Bei Frauen scheint ein Zusammenhang zwischen der Kaliummenge und dem systolischen Blutdruck (höherer Wert) zu bestehen – in der Form, dass der Blutdruck mit steigender Kaliumaufnahme sinkt. Beispielsweise war jede Erhöhung der täglichen Kaliumaufnahme um ein Gramm mit einem um 2,4 mmHg niedrigeren systolischen Wert verbunden. Bei Männern hingegen konnte kein solcher Zusammenhang zwischen der Kaliummenge und dem Blutdruck festgestellt werden. Bei beiden Geschlechtern war eine höhere Kaliumaufnahme jedoch mit einer geringeren Inzidenz von kardiovaskulären Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verbunden, für die Bluthochdruck eine Ursache sein kann.

Ernährung zu salzreich

Allerdings war das Risiko bei Frauen stärker reduziert als bei Männern. Während der fast 20-jährigen Nachbeobachtungszeit der Epic-Norfolk-Studie mussten 55 Prozent der Teilnehmer wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen ins Krankenhaus eingeliefert werden oder starben sogar daran. Nach Berücksichtigung weiterer Faktoren wie Alter, Gewicht, Diabetes, Rauchen oder Alkoholkonsum ergab die Analyse, dass Frauen, die besonders viel Kalium zu sich nahmen, 11 % seltener einen Herzinfarkt erlitten als Frauen, die wenig Kalium zu sich nahmen. Bei Männern reduzierte sich das Risiko nur um sieben Prozent. Ein hoher Natriumkonsum, also ein übermäßiger Salzkonsum, gilt als Risikofaktor sowohl für Bluthochdruck als auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (als mögliche Folge). Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen, maximal sechs Gramm Kochsalz pro Tag zu sich zu nehmen, was etwa einem Teelöffel entspricht. Die Weltgesundheitsorganisation beziffert die Menge sogar noch niedriger auf fünf Gramm pro Tag. Tatsächlich nehmen Männer in Deutschland laut Website der Verbraucherzentrale durchschnittlich zehn Gramm und Frauen 8,4 Gramm Salz pro Tag zu sich – nicht nur durch die eigenen Gewürze, sondern auch wegen des hohen Salzgehalts vieler Lebensmittel. Kalium wiederum fördert die Natriumausscheidung in den Nieren. Forscher sehen darin und in der Korrektur der durch zu viel Salz verursachten „Hypervolämie“ mögliche Gründe für die positive Wirkung von Kalium auf den Blutdruck und das Herz-Kreislauf-System insgesamt. Unter Hypervolämie versteht man eine erhöhte Blutmenge im Blutkreislauf, weil zum Beispiel zu wenig Wasser über die Nieren ausgeschieden wird. Der Zusammenhang zwischen Kalium und weniger kardiovaskulären Ereignissen ließe sich aber auch unabhängig von der Salzaufnahme feststellen – Kalium sollte also neben der erhöhten Natriumausscheidung noch einen weiteren Effekt haben, schlussfolgert das Team um Liffert Vogt.