Bundesfinanzminister Robert Hubeck wertete seinen Besuch in Katar als Erfolg im Kampf um die Unabhängigkeit von russischem Gas. „Wir haben fest vereinbart, eine langfristige Energiepartnerschaft einzugehen, eine Partnerschaft“, sagte er. Der katarische Energieminister Saad al-Kaabi äußerte sich jedoch kürzlich zu einer anderen Sicht des Treffens: viel weniger optimistisch. Die Reduzierung der Abhängigkeit von Russland könne Jahre dauern, weil es Zeit brauche, Alternativen zu entwerfen, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er sehe niemanden, der kurzfristig eingreifen könne. Von einem Abkommen mit Deutschland will Al Kaabi laut “FAZ” gar nichts wissen. Auf die Frage, ob dies der Fall sei, antwortete der Minister: “Nein.” Dies bedeutet jedoch nicht, dass es keine Zusammenarbeit geben kann. Al-Kaabi ist auch Chef der staatlichen Qatar Energy und sagt, er sei sehr an einem Deal interessiert. Es gebe einen “klaren Willen”, Geschäfte zu machen, sagte er. Al-Kaabis Äußerungen könnten auch ein Druckmittel sein. Das Bundesfinanzministerium jedenfalls ist deutlich zuversichtlicher: „Deutsche Unternehmen befinden sich unseres Wissens nach in sehr guten und konstruktiven Gesprächen mit der katarischen Seite“, sagte ein Sprecher von t-online. Auch der deutsche Energiekonzern RWE ist optimistisch. „Dank der politischen Unterstützung sind wir in guten Gesprächen mit unseren katarischen Partnern“, sagte ein Sprecher von t-online. “Die Gespräche werden in Kürze fortgesetzt.” Ziel ist es, langfristig verflüssigtes Erdgas (LNG) zu beziehen, das verfügbar sein wird, wenn die LNG-Terminals in Betrieb sind.

Energieminister: „Das ist Unsinn“

Der katarische Energieminister Al-Kaabi hat vor allem einen raschen Rückzug aus Russland gefordert. „Zu sagen, dass ich heute ohne Russland auskomme und zu behaupten, dass Katar oder andere es ersetzen könnten, ist lächerlich. Das ist Unsinn. Das wird nicht passieren“, sagte er der FAZ.
Laut Al-Kaabi wird Qatar Energy erst ab 2025 nennenswerte Mengen liefern können. Fast das gesamte Erdgas Katars ist bis 2026 an bestehende Lieferverträge gebunden. Bis 2026 will Katar seine Produktion von 77 Millionen auf 126 Millionen Tonnen pro Jahr steigern. Deutschlands Gasbedarf lag im Jahr 2020 bei 86,5 Millionen Tonnen. Und eines ist sicher: Deutschland ist auf russisches Gas angewiesen. In den vergangenen Jahren kamen mehr als 50 Prozent aus Russland, rund 38 Prozent, so die Bundesregierung auf ihrer Website.

besorgt über die finanziellen Folgen

Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ist die Frage der Unabhängigkeit von dieser Gasquelle besonders wichtig geworden. Während die USA ein Embargo verhängt haben, hält sich Deutschland bislang zurück – aus Sorge vor den wirtschaftlichen Folgen. Aber auch das gegenteilige Szenario ist verständlich und besorgniserregend: Russland könnte seine Lieferungen als Reaktion auf westliche Sanktionen einstellen. Russlands Präsident Wladimir Putin hat gerade seinen Einfluss bewiesen, indem er forderte, dass “unfreundliche Staaten” ihr Gas künftig in Rubel bezahlen sollten. Die Forderung stellt einen Verstoß gegen bestehende Lieferverträge dar und ihre Einhaltung wird Sanktionen gegen russische Banken umgehen.