Sonntag ohne Auto oder weiter für russisches Öl bezahlen? Für den Ersten Bürgermeister von Hamburg ist die Sache klar. Peter Tschentscher (SPD) hat sich am Dienstag nachdrücklich für das Verbot von Energieimporten aus Russland gegenüber “Markus Lanz” ausgesprochen. Ein solcher Schritt würde zu erheblichen Produktionsausfällen in der Hansestadt führen: “Deshalb ist der Schaden eines Embargos für den Westen viel größer als für Russland.” Es sei gut, dass Deutschland sich von Russland unabhängig mache – “aber im Moment ohne wirtschaftliches Desaster”, warnte der Sozialdemokrat.
Die Gäste
Peter Tschentscher (SPD), Erster Bürgermeister von Hamburg Hendrik Streeck, Virologe Anna Lehmann, Journalistin Taz Margarete Klein, Spezialistin für Osteuropa und Eurasien
Tschentscher hat nicht an Horrorszenarien gespart. “Wir helfen niemandem wirklich, wenn wir hier in Deutschland Elend und Elend auslösen, es sei denn, wir sind davon überzeugt, dass dies wirklich Auswirkungen auf Russland hat”, sagte der Hamburger Ministerpräsident. Er warnte: „Wir denken darüber nach, wie wir unsere Fernwärme sicherstellen können – nicht dringend, aber nächste Heizsaison.“ Und: “Wir wollen nächsten Winter nicht in kalten Wohnungen sitzen.”
Streit um Ölembargo bei Lands
Lands musste bei diesem hanseatischen Pragmatismus tief durchatmen. Anna Lehmann, Leiterin des Parlamentsbüros der taz, ging diese Drohung des Oberbürgermeisters zu weit. Der Journalist stellte klar, dass niemand in kalten Wohnungen sitzen werde, weil private Verbraucher als letzte das Gas abstellen würden. Bei einem Veto gegen das Embargo würde der Eindruck entstehen: “Wir kümmern uns mehr um unsere Sicherheit als um die Sicherheit der Ukrainer.” Mit Äußerungen wie der von Tschentscher wird die Möglichkeit eines vorzeitigen Endes des Ukrainekriegs durch ein Embargo sehr schnell beiseite geschoben. Zudem gibt es in Deutschland nur Fälle von angeblich höheren Schäden, ohne belastbare Daten. „Ich vermisse die Bereitschaft, auf unsere Seite zu verzichten“, kritisierte der Taj-Journalist zunächst. “Warum schwörst du nicht die Welt weg, warum gibt es kein Tempolimit, warum gibt es keinen Sonntag ohne Auto?” fragte. „Natürlich können wir mehr Symbolik machen. Aber mit einem Tempolimit von 130 beeindrucken wir Herrn Putin wirklich überhaupt nicht“, sagte Bundeskanzler.
Tschentscher hält sich mit Kritik nicht zurück
Von der neuen sogenannten Hotspot-Verordnung, nach der die Bundesländer selbst entscheiden müssen, ob sie die Maskenpflicht aufrechterhalten wollen, zeigte er sich offenbar unbeeindruckt. Chenzer gab gegen Ende der “Markus Lanz”-Ausgabe seine Zurückhaltung auf. “Das Gesetz hätte etwas besser sein können”, sagte er schließlich, “deshalb werden Gesetze normalerweise nicht gemacht.” Er tadelte sofort, wen er für schuldig hielt. “Die FDP hat im Sinn, eine Art Tag der Freiheit zu machen.”
Streeck: Klare Ansagen gibt es nicht
Tschentscher rechnete am Donnerstag mit einer Verlängerung der Maskenpflicht durch die Hamburger Bürgerschaft. Es ist eine milde, aber effektive Methode, um das spezifische Risiko einer Krankenhausüberlastung zu verhindern, wie es der Gesetzgeber vorschreibt. Die Lage in den Hamburger Kliniken sei derzeit “alles andere als entspannt”, die Eingriffe sollen wieder verschoben werden. Virologe Hendrik Streeck fragte jedoch: Wann genau können wir von einer „konkreten“ Gefahr sprechen? „Diese Grenzen können wir überhaupt nicht setzen“, sagte der Direktor des Instituts für HIV-Virologie und -Forschung der Universität Bonn. “Ist es eine Illusion der Kontrolle?” fragte Länder. Streeck plädierte dafür, den Sommer zur „Entgiftung“ zu nutzen: Unterstützen Sie sinnvolle Maßnahmen wie die Verwendung von Masken und Impfungen, aber weg von 3G oder Plexiglas.
Vierte Impfung für Menschen über 60?
Das Mitglied des Sachverständigenrats der Bundesregierung setzt vor allem auf mehr Eigenverantwortung. Wer möchte, kann sich mit Maske und Impfung sehr gut schützen. Das Ende der Maskenpflicht ist nicht gleichbedeutend mit dem Maskenverbot. Für die vierte Corona-Impfung seit dem 60. Lebensjahr mit Unterstützung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wartet Streeck lieber auf die Einrichtung des Ständigen Impfausschusses (Stiko). Zunächst einmal könnte man sich angesichts des positiven Ergebnisses einen solchen Schritt für diese Altersgruppe gut vorstellen. „Aber es kann auch negative Auswirkungen geben, die es abzuwägen gilt“, warnte der Mediziner.