Alzheimer ist eine Gehirnerkrankung, bei der Nervenzellen absterben, die Ursachen sind zu 80 Prozent erblich. Ein österreichisches Forscherteam konnte nun 75 der potenziell fast 100 Genorte identifizieren.
04.04.2022 17.00
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Die Mehrheit (42) von ihnen war zuvor unbekannt. Dadurch lässt sich das Risiko für eine Erkrankung leichter bestimmen, schreibt das Team um Céline Bellenguez und Jean-Charles Lambert von der Universität Lille (Frankreich) im Fachblatt Nature Genetics. Die Forscher verglichen die Genome von mehr als 111.000 Alzheimer-Patienten und mehr als 677.000 Menschen ohne Demenz. An der Studie waren auch Ärztinnen und Ärzte des Klinikums Donaustadt Wien, der Medizinischen Universität Wien und der Medizinischen Universität Graz beteiligt.
Entzündung und unangemessene Proteinfaltungsgene
In den bekannten Risikozonen befanden sich Gene für Proteine, die charakteristische Ablagerungen im Gehirn von Alzheimer-Patienten verursachen, also Beta-Amyloid-Plaques und -Fibrillen. Darüber hinaus sind viele Risikogene in Immunzellen namens „Mikroglia“ aktiv, die normalerweise das Gehirn schützen, indem sie Plaques beseitigen, aber manchmal einen „Wendepunkt“ erreichen und stattdessen Denkzellen zerstören. Die neu entdeckten Risikogebiete enthalten Gene für einen Botenstoff namens Alpha-Tumor-Nekrose-Faktor, der Entzündungsreaktionen fördert. Es gibt auch Gene für ein Gerät namens „lubac“, das die verhedderten (falschen) Proteine erkennt, damit sie aus Zellabfällen entfernt und nicht beschädigt werden können.
Es können bessere Vorhersagen getroffen werden
Laut den Forschern deuten die neuesten Ergebnisse auf weniger als 100 Genorte hin, die das vererbte Alzheimer-Risiko bestimmen: “Wenn diese Schätzungen stimmen, hat unsere Studie bereits einen großen Prozentsatz davon identifiziert.” Neue Daten machen Vorhersagen zuverlässiger, ob man demenzgefährdet ist, erklärten sie. Darüber hinaus gäbe es zusätzliche Angriffspunkte für Behandlungen.