Einen Tag nach der Tragödie mit vier Toten sind die Nachbarn der Familie zutiefst erschüttert. Die sterbende Tochter (8) wurde nie eingeschult.
1/8 Am Donnerstagnachmittag legten Nachbarn und Anwohner Blumen und Kerzen auf dem Gelände ab. AFP Mehrere Nachbarn waren von dem Vorfall stark betroffen. “Es ist extrem schrecklich, was mit der Familie passiert ist”, sagt eine Frau. AFP Die Motive und weiteren Hintergründe der Tat sind jedoch noch unklar. 20 Minuten / Sébastien Anex
In Montreux im Kanton Waadt sind am Donnerstagmorgen fünf Menschen aus dem siebten Stock eines Wohnhauses gestürzt. Die fünf Personen hatten französische Pässe. Vier von ihnen starben, der 15-jährige Sohn wurde in ernstem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert. Zuvor wollte die Polizei den Vater offenbar zur Wache bringen, weil er auf Anrufe und Schreiben von Behörden nicht reagiert hatte. Es sollte überprüft werden, weil der Sohn zu Hause trainierte. Nachbarn und Anwohner legten am Tatort Blumen und Kerzen ab.
Nachdem die Polizei gerufen hatte und den Vater mitnehmen wollte, stürzte gestern eine Familie vom Balkon des siebten Stocks: Für den 40-jährigen Vater, seine 41-jährige Frau, die Zwillingsschwester und das Ehepaar stand jede Hilfe bereit achtjährige Tochter kam zu spät. Nur der 15-Jährige überlebte schwer verletzt und wurde ins Krankenhaus gebracht. Einen Tag nach der Tragödie in Montreux VD sind die Hintergründe noch unklar. Wie die Kantonspolizei Waadt auf Anfrage mitteilt, dauern die Ermittlungen noch an. Im Moment gebe es keine neuen Informationen zu dem Fall, sagt Kapos Sprecher Jean-Christophe Sauterel. Es gibt jedoch gute Nachrichten: Dem 15-jährigen Sohn der Familie, der mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht wurde, geht es besser. „Sein Zustand hat sich stabilisiert“, sagt Sauterel.
Große Enttäuschung bei den Nachbarn
Die Nachbarn auf dem Platz sind derweil sehr besorgt: „Es tut mir sehr leid, dass die Familie offensichtlich keinen anderen Ausweg wusste und so verzweifelt war“, sagt eine Nachbarin. Eine andere Nachbarin sagt, der Vorfall habe vor allem ihre Tochter betroffen: “Sie ging morgens zur Arbeit in die Apotheke, aber weil sie zitterte und ängstlich war, kam sie mittags nach Hause.” Es sei “äußerst schrecklich”, was der Familie widerfahren sei, sagte die Frau. Viele fragen sich, was die Familie zu einer solchen Tat veranlasst haben könnte. “Es ist seltsam, dass die Familie wegen eines Konflikts mit den Behörden wegen häuslicher Erziehung Selbstmord begangen hat”, sagt ein Nachbar. Über die Familie selbst kann er allerdings nicht viel sagen: „Sie waren immer sehr diskret und haben den Kontakt zu anderen Menschen vermieden.“ An das ehemalige Wohnhaus der Familie in Zion hat die Familie vor allem ein benachbartes Ehepaar in guter Erinnerung: „Beide Frauen – beide Ärztinnen – waren immer sehr nett, höflich und zuvorkommend“, sagt das Paar. “Auch die Kinder waren wunderbar und immer fröhlich.” Über den Vater, der offenbar ein sehr zurückgezogenes Leben führte, konnte das Paar nichts sagen. “Du hast ihn fast nie gesehen.”
Die Tochter hat sich nie gemeldet
Nach Angaben der 20. Minute war die Mutter der Kinder Zahnärztin, sie hatte erstmals in Frankreich und seit 2007 auch in der Schweiz praktiziert. 2015 wurde ihr jedoch die Berufserlaubnis entzogen. Ihre Zwillingsschwester arbeitete als Augenärztin an einer Augenklinik im Wallis. Er wurde in Paris und Nancy ausgebildet und war unter anderem Oberarzt in einem Schweizer Spital. Auf Nachfrage lehnte die Augenklinik eine Stellungnahme ab. Über Vater und Kinder ist dagegen wenig bekannt: Der Familienvater fungiert laut Linkedin als unabhängiger Berater. Auch sein ehemaliger Arbeitgeber will sich zu der Anfrage nicht äußern. Laut RTS war die achtjährige Tochter nie eingeschult und nicht einmal beim Waadtländer Bildungsministerium angemeldet. Der 15-jährige Sohn wurde zu Hause erzogen.
Jährliche Prüfung im häuslichen Unterricht
Der Besuch der beiden Polizisten im Haus der Familie kurz vor ihrem Sturz vom Balkon stand im Zusammenhang mit dem Schulbesuch des Teenagers. Im Rahmen des Home Education stellt ein Mitarbeiter der Pädagogischen Direktion die Qualität der angebotenen Kurse durch ein jährliches Audit sicher. Reichen die Leistungen nicht aus, kann der Kanton eine öffentliche Schule anordnen. Verweigern die Eltern die Kontrolle durch die zuständige Behörde, wird der Fall der Präfektur gemeldet, die eine Untersuchung anordnen kann – wie am Donnerstagvormittag geschehen. Um 20 Minuten gebeten, sagte das Waadtländer Ministerium für Bildung, Jugend und Kultur am Donnerstagabend, dass es in den letzten fünf Jahren nur zwei Berichte über die Nichteinhaltung der Regeln für den häuslichen Unterricht gegeben habe. Haben Sie oder jemand, den Sie kennen, Suizidgedanken? Oder haben Sie jemanden durch Selbstmord verloren? Jüdischer Wohlstand, [email protected]