Aber die Worte sind jetzt herausgekommen und überschatten den Rest von Bidens 27-minütiger Rede, die sich auf die Notwendigkeit konzentrierte, die westlichen Werte und die Demokratie zu verteidigen. Einige Beobachter haben den Worten bereits historischen Charakter verliehen – Politico etwa hat “die aggressivste Rede eines amerikanischen Präsidenten über Russland von Ronald Reagan auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges” ausgemacht.

Biden: Ich habe keinen Regierungswechsel gefordert

US-Präsident Joe Biden hat die Forderung nach einem Sturz des russischen Präsidenten Wladimir Putin während einer Rede in Warschau zum Ukraine-Krieg dementiert.

Hinweis mit Folgen

Bereits in den vergangenen Wochen hatte der 79-jährige US-Präsident das Blatt der rhetorischen Eskalation gewendet. Er bezeichnete den russischen Präsidenten als “Schlächter” und “Kriegsverbrecher”, beharrte aber grundsätzlich darauf, dass Sanktionen, diplomatische Mittel und die Vermeidung militärischer Aktivitäten – insbesondere der Nato-Einmischung – die wichtigsten Voraussetzungen seien. öffentliche Diskussion

Krieg in der Ukraine: Wie machtlos ist der Westen?

Doch in den Schlussworten seiner Rede in Warschau erweckte Biden – vor den entsprechenden Dementis aus seiner Heimat – kurzzeitig den Eindruck, die USA wollten womöglich eine neue, äußerst komplizierte und gefährliche Phase des Konflikts einläuten. Während Putins Zukunft zweifellos eine politische Schlüsselfrage ist, wären ihre Auswirkungen auf den Rest des Krieges weitreichend.

Hinweise: Abweichung vom Sprechskript

Noch ergreifender ist die Tatsache, dass Biden laut übereinstimmenden Medienberichten den Vorschlag spontan gemacht hat. Biden wich vom Drehbuch seiner offiziellen Rede ab. Also trat Bidens Gruppe kurz nach der Rede auf, um deutlich zu machen, dass die USA keinen Regimewechsel in Russland anstreben. Fazit: Mehrdeutige Äußerungen und Fragen von Journalisten, die sehr ehrlich beantwortet wurden, haben über Jahrzehnte immer wieder Staub in der Karriere der amerikanischen Demokraten hinterlassen. Reuters / Evelyn Hocstein Biden während der symbolisch aufgeladenen Rede Nur in der Ukraine-Krise hat Biden diesbezüglich vielfach Irritationen provoziert. Zum Beispiel der Vorschlag, dass eine „kleine Invasion“ Russlands in der Ukraine keine so schwerwiegenden Folgen hätte. Bei einem kürzlichen Nato-Treffen warnte Biden Russland vor dem Einsatz chemischer Waffen. „Die Art der Reaktion“ der NATO „wird von der Art der Operation abhängen“. Rückblickend musste Sicherheitsberater Jack Sullivan in einer Pressekonferenz angesichts der unverblümten Reaktion klarstellen, dass die Nato auf keinen Fall mit denselben Mitteln reagieren würde, wenn Chemiewaffen eingesetzt würden.

Den Verbündeten wurde kalt

Dass der Präsident der Vereinigten Staaten auf diese Weise immer wieder durch die eigenen Reihen korrigiert werden muss, dürfte den Verbündeten nicht passen. Und: Angesichts der heiklen Lage seien eine klare Kommunikation und Einigkeit innerhalb des Westens entscheidend, so der zentrale Tenor in der Presse. Die Reaktion des französischen Präsidenten Emanuel Macron zeigte, dass Biden seine europäischen Verbündeten mit seinem jüngsten Vorschlag überraschte. Er distanzierte sich von Bidens Worten und betonte, dass eine Eskalation der Worte in dem Konflikt vermieden werden solle. Eines ist klar: In der Frage des Regimewechsels hat Biden schwieriges Terrain betreten, wenn auch nur aus historischer Perspektive. Beobachter kommentierten, die Äußerung könne leicht als Modell für russische Propaganda dienen – schließlich habe Russland von Anfang an versucht, den Angriff auf die Ukraine als Selbstverteidigung darzustellen. Bidens Ankündigung könnte nun als neuer Aufhänger für weitere Aggressionen und als Dauervorwand dienen. Das würde es laut Wall Street Journal noch schwieriger machen, mit Putin zu verhandeln.