Nicht besuchte Sehenswürdigkeiten, Covid-19-Infektionen: Eine Reise nach Irland mit mildem Beigeschmack.
Autor: Claudia Badertscher, Dagmar Elke
Grüne Landschaften, beeindruckende Klippen, historische Städte. Annemarie Ulmi-Lieber freute sich auf ihre Reise nach Irland. Die pensionierte Kindergärtnerin buchte für CHF 1937 eine 10-tägige Busreise, durchgeführt von knobnell Reisen aus Winterthur. Der Newsletter des Veranstalters versprach viele schöne Erlebnisse. Während der Reise besuchte die Gruppe auch verschiedene Sehenswürdigkeiten, einige der im Reiseplan genannten Ziele wurden jedoch nicht besucht.
Der Reiseplan wurde nicht erfüllt
So hieß es beispielsweise am 5. Tag im Reiseplan: „Im Burren sollten Sie den frisch geräucherten Lauch in einer der typischen Räuchereien probieren.“ Als Annemarie Ulmi-Klieber am 5. Tag fragte, wann der Bus da sei, sagte man ihr, dass es schon zu lange her sei, dass im Fahrplan nicht genug Platz sei. Der Bus fuhr auch nonstop durch den Killarney National Park, der im Programm als „Paradies für Wanderer“ gepriesen wird. Und auch die für Tag 8 geplante englische Stadt Bristol wurde nicht besucht. Annemarie Ulmi-Klieber resümiert: „Ich hatte erwartet, dass wir die im Reiseplan beworbenen Attraktionen tatsächlich besuchen können. Es war alles sehr enttäuschend.”
Positives Testergebnis mit negativen Folgen
Doch damit nicht genug: Während der Fahrt erkrankte einer der Teilnehmer, sodass der Bus in ein Krankenhaus fuhr. Annemarie Ulmi-Klieber erinnert sich: „Sie sagten, die Frau sei an Covid-19 erkrankt und müsse zur Beobachtung bleiben. Sie rieten dem Reiseleiter, alle Passagiere im Bus auf Covid-19 zu testen.” Dazu sei es laut Ulmi-Klieber nicht gekommen – obwohl fast nur ältere Menschen im Bus saßen. Wenig später erkrankte auch die ehemalige Kindergärtnerin. Sie organisiert selbst einen Covid-Schnelltest. Das Ergebnis: positiv. Sie informierte sofort die Reiseleitung und wollte anschließend ihre Mitreisenden informieren. „Aber der Reiseleiter hat gesagt, nein, das machst du nicht. Auf keinen Fall.” Zu Hause bestätigte auch der PCR-Test die Corona-Infektion. Annemarie Ulmi-Klieber hat nun ihr Geld zurückgefordert.
Rechtliche Beurteilung: Das Programm ist gültig
In Sachen Covid sieht Reiserechtsexperte Vito Roberto kaum Chancen auf eine Rückerstattung. Der Reisevermittler hat eine Schutzpflicht und muss den Reisenden warnen. Aber: „Heute muss man bei so einer Reise mit einer Covid-Infektion rechnen. Rechtlich wird man hier kaum etwas machen können.”
Auf Programmebene sieht Roberto jedoch einen möglichen Anspruch auf Rückerstattung. Entscheidend ist, wie der Kunde den Prospekt versteht: „In der Regel kann man davon ausgehen, dass die Attraktionen im Prospekt auch tatsächlich besucht werden.“
Knopfl Reisen will vor laufender Kamera keine Angaben machen. Das Busunternehmen schreibt „Kassensturz“ auf Anfrage: „Unser Unternehmen setzt auf bestmögliche Qualität. Es gab besondere Herausforderungen bei der Reise nach Irland. Gerne klären wir den Sachverhalt direkt mit dem betroffenen Kunden.“