Die Partei von Christian Lindner (43) veröffentlichte: „Schuldenkönig Olaf Soltz, wer muss das alles bezahlen?“ Er legte eine Fotomontage von Soltz mit Krone und schweren Gewändern auf. Einfach dumm: Heute ist Lindner derselbe Finanzminister – und er hat berechtigte Befürchtungen, dass er bald als neuer Schuldenkönig in die Geschichte eingehen wird. In rund drei Monaten seiner Amtszeit hat er bereits mehr Milliardenpakete auf dem Papier als andere Finanzminister in ihrer gesamten Amtszeit: 100 Milliarden Euro will der Leuchtturm für die Bundeswehr bereitstellen. Bis 2026 fließen 200 Mrd. € aus einem kreditfinanzierten Klimafonds. Die beiden hochenergetischen Hilfspakete der Bundesregierung kosten 15 Mrd. € bzw. 17 Mrd. €. Zum Vergleich: Die GroKo hat in den Jahren Corona 2020 und 2021 insgesamt 346 Milliarden Euro neue Schulden aufgenommen. Lindner will nun weitere 99,7 Milliarden Euro nachlegen – vorerst. Denn die 100 Milliarden für die Bundeswehr stehen so wenig in ihrem Haushalt wie das zweite Hilfspaket. Allein die 300 Milliarden Euro Energiezuschuss kosten 14 Milliarden Euro, die Mineralölsteuersenkung 3,5 Milliarden Euro und das Kindergeld 1,5 Milliarden Euro. Und das wird nicht reichen. Zur Bewältigung der Energiekrise werden wohl weiterhin Finanzhilfen benötigt, und der Bundeshaushalt muss definitiv die Kosten für die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge decken. Bisher zählt das Innenministerium 253.000 Flüchtlinge aus der Ukraine, die Regierung bereitet sich auf eine Million vor. Die Kosten? Völlig vage. „Wir steuern auf die Staatsverschuldung zu, als gäbe es kein Morgen“, klagt Unionsfraktionschef Friedrich Mertz (66, CDU). Und manche Bürger fragen sich auch: Woher kommt das Geld? Können wir die Schuldenberge überhaupt zurückzahlen? “Wir sind meilenweit davon entfernt, uns die neuen Schulden leisten zu können”, sagte Marcel Fratzscher, 51, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Er behauptet: Wir könnten es uns nicht leisten, das Geld NICHT auszugeben.
„Deutschland hat nicht in seine Zukunft investiert“
„Deutschland hat in den letzten 15 Jahren nicht in seine Zukunft investiert“, sagte der führende Volkswirt. „Die Schwarze Null war einer der größten politischen Fehler. Wir wurden gerettet bis zum Tod.“ Außerdem kann sich Deutschland noch günstig Geld leihen. Deshalb begibt der Bund Staatsanleihen, die von Banken, Investoren und Privatpersonen gekauft werden können. Weil Deutschland als sehr tilgungssicher gilt, sind Bundesanleihen gefragt und werden zu Nullzinsen vor Null verkauft. Doch Finanzminister Lindner nimmt seine Rolle als neuer Schuldenkönig nur ungern an: „Unser Land hält die Schulden der Krisenjahre aus, aber wir dürfen uns nicht daran gewöhnen“, warnte er BILD am SONNTAG. „Im Gegenteil, wir müssen die Wirtschaft auf Wachstumskurs bringen und nach der Krise wieder zum normalen Schuldenerlass zurückkehren.“ Lindners Ziel: Bis 2023 muss die Schuldenbremse (Begrenzung der Neuverschuldung auf 0,35 Prozent des BIP) wieder greifen. Völlig trügerisch, sagen Ökonomen. „Wenn Politiker ehrlich sind, müssen sie zugeben, dass die Schuldenbremse frühestens 2025 wieder erfüllt werden kann“, sagt Fratzscher.
„Politik muss Schuldenbremse öffnen“
Michael Hüther (59), Direktor des Deutschen Instituts für Ökonomik, ergänzt: „Die Politik muss den Mut haben, die Schulden zu brechen: Mehr Flexibilität und mehr Spielräume sind in den kommenden Jahren gefragt, um die Krise zu bewältigen und gleichzeitig abzusichern Klima und in der Digitalisierung für Investitionen”. Es ist fair, dass Fratzscher jetzt so viele Schulden hat. Denn künftige Generationen wollen „Weltfrieden, sozialen Frieden in Deutschland, gute Bildung, gute Jobs und eine intakte Umwelt“. Zinszahlungen sind für Fratzscher ein Nebenthema. Für unsere Enkel und Kinder wäre es „relativ irrelevant“, wenn sie später „vier oder acht Milliarden Euro“ Zinsen zahlen müssten. Foto: BILD