Es ist eine erschreckende Bilanz: Allein in der Stadt Charkow soll die russische Armee fast 1.180 Wohnhochhäuser, mehr als 50 Kindergärten, fast 70 Schulen und 15 Krankenhäuser zerstört haben. Die Gespräche sollen am Dienstag in Istanbul fortgesetzt werden.

Weitere Nachrichten zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier Der Schrecken in der Ukraine nimmt kein Ende: Vor den für Dienstag angesetzten Gesprächen in Istanbul hat die russische Armee ukrainische Städte angegriffen. Nach Angaben der Ukraine wurden seit Kriegsbeginn allein in der östlichen Stadt Charkiw fast 1.180 Wohnhochhäuser zerstört. Die ukrainischen Truppen starteten nach eigenen Angaben erfolgreiche Gegenangriffe in der Region Charkiw. Die Vereinigten Staaten haben unterdessen angekündigt, sechs Cyber-Kampfflugzeuge für den Krieg nach Deutschland zu transportieren. Die EU-Kommission und die französische EU-Ratspräsidentschaft haben einen Zehn-Punkte-Plan zur besseren Koordinierung der Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine vorgelegt. Lesen Sie auch: Alle aktuellen Informationen zum Krieg in der Ukraine im Live-Ticker

Kiew: Erfolgreiche Konter

Laut ukrainischen Quellen wollen russische Truppen weiter in die Verteidigungslinien um Kiew vordringen. Im Nordwesten und Osten wehrt die ukrainische Armee Versuche russischer Truppen ab, die Kontrolle über wichtige Straßen und Siedlungen zu übernehmen. Während des ukrainischen Gegenangriffs in der Region Charkiw seien russische Truppen aus mehreren Städten zurückgeschlagen worden, sagte regionaler Militärchef Oleg Synegubov gegenüber Telegram. Der ukrainische Generalstab berichtete auch von Kämpfen in anderen Teilen des Landes – darunter in den Regionen Mykolajiw und Saporischschja. Auch diese Informationen können nicht unabhängig überprüft werden.

Russland und die Ukraine führen am Dienstag Gespräche in Istanbul

Russland und die Ukraine beginnen am Dienstag eine neue Gesprächsrunde in Istanbul. Die Delegationen aus Russland und der Ukraine treffen sich gegen 9.30 Uhr im Büro von Präsident Dolmabahce in Istanbul Das teilte das türkische Präsidialamt am Dienstagmorgen MESZ mit. „Vor Beginn der Gespräche will sich die türkische Seite mit den Delegationen treffen“, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan. Er wiederholte seine Hoffnung auf einen sofortigen Waffenstillstand. Unterhändler aus der Ukraine und Russland haben sich bereits dreimal in der Grenzregion zu Weißrussland getroffen. Die Gespräche fanden dann über Telefonkonferenzen statt. Mehr als vier Wochen nach der russischen Offensive gestalten sich die Verhandlungen zwischen der ukrainischen und der russischen Delegation äußerst schwierig. Kiew will zum Beispiel den Abzug russischer Truppen und Sicherheitsgarantien. Moskau fordert die Ukraine auf, die Nato aufzugeben und die abtrünnigen Regionen der Ostukraine als eigenständige Staaten sowie die 2014 annektierte Schwarzmeerhalbinsel Krim als Teil Russlands anzuerkennen. Ankara hat gute Beziehungen zu Moskau und Kiew und sieht sich als Vermittler. Unterdessen forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem Interview mit russischen Journalisten den Abzug der russischen Truppen vom ukrainischen Territorium. Nur dann kann es Sicherheitsgarantien für die Ukraine geben, die wiederum die Grundlage für den Austritt der Ukraine aus der Nato bilden. Russlands Sicherheitsratssekretär Nikolai Patruschew hat Berichte über eine geplante Ablösung der ukrainischen Führung als Falschmeldung zurückgewiesen.

Die Vereinigten Staaten transportieren elektronische Kampfflugzeuge nach Deutschland

Das US-Militär transportiert sechs Boeing-Kampfflugzeuge der US-Marine mit rund 240 Soldaten zum Stützpunkt Spangdahlem in Rheinland-Pfalz, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby. Kampfflugzeuge sind beispielsweise nützlich, um die Luftverteidigung eines feindlichen Staates außer Kraft zu setzen. Die Maschinen sollten nicht gegen russische Truppen in der Ukraine eingesetzt werden, sondern die Nato-Ostseite verstärken und Russland abschrecken.

Habeck: G7-Staaten lehnen Gaszahlungen in Rubel ab

Die Gruppe der sieben obersten demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) hat russische Forderungen nach Zahlung von Gasrechnungen in Rubel zurückgewiesen. Das sagte Finanzminister Robert Habeck in Berlin nach einem virtuellen Treffen mit den Energieministern der G7. Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte vergangene Woche an, Gaslieferungen an „unfreundliche Staaten“ würden nur noch in Rubel abgerechnet.

Zehn-Punkte-Plan: Die EU will die Aufnahme von Flüchtlingen koordinieren

Die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge soll auf EU-Ebene besser koordiniert werden, einen ähnlichen Zehn-Punkte-Plan legten die EU-Kommission und die französische EU-Ratspräsidentschaft beim EU-Innenministertreffen in Brüssel vor. Unter anderem soll der Transfer von Flüchtlingen innerhalb der EU besser werden. Außerdem sollte ein gemeinsames Meldesystem für Schutzsuchende eingerichtet werden. Deutschland und die Europäische Union setzen auf die freiwillige Aufnahme in die Verteilung von Millionen Flüchtlingen aus der Ukraine. Von einer verbindlichen Quote für EU-Staaten wollte Innenministerin Nancy Faeser beim Treffen mit ihren EU-Amtskollegen nichts mehr hören: Seit Kriegsbeginn haben laut UN mehr als 3,86 Millionen der 44 Millionen Ukrainer das Land verlassen. Knapp 2,3 Millionen kamen in Polen an und laut Innenministerium wurden 272.338 Flüchtlinge in Deutschland registriert. Bundeskanzler Scholz erinnerte andere EU-Staaten an ihr Engagement zur Aufnahme von Flüchtlingen. Bisher hätten viele Schutzsuchende vor allem die Nachbarländer der Ukraine und auch Deutschland erreicht, sagte Scholz in Berlin. Nun muss aber die Frage gestellt werden, ob andere Länder einen Teil der Menschen aufnehmen, die nicht genau wissen, wohin.

Biden bestreitet, einen Regierungswechsel in Russland gefordert zu haben

US-Präsident Joe Biden hat in einer Rede in Warschau die Forderung nach einem Sturz des russischen Präsidenten dementiert. Ein Reporter fragte Biden am Sonntagabend: „Herr Präsident, wollen Sie, dass Putin (aus dem Amt) verdrängt wird? Herr Präsident, haben Sie einen Regimewechsel gefordert?“ Biden antwortete „Nein“. Biden nannte Putin am Samstagabend einen „Diktator“ und sagte: „Um Gottes Willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben.“

Die Deutsche Welle wurde in Russland zum „ausländischen Agenten“ erklärt

Russland hat die bereits mit Sendeverboten belegte Deutsche Welle (DW) als “ausländischen Agenten” bezeichnet. Der ausländische Rundfunkveranstalter der Bundesrepublik Deutschland tauchte in einem entsprechenden Register des russischen Justizministeriums auf. Russland hatte bereits Anfang Februar die Schließung des DW-Korrespondentenbüros in Moskau und den Entzug von Journalistenausweisen angeordnet. Zudem werde die kremlkritische Zeitung Novaya Gazeta auf Druck der russischen Behörden bis zum Ende des Krieges in der Ukraine ihre Veröffentlichung vorübergehend einstellen, wie die Redaktion im Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte. (ash / dpa)