25.03.2022, 23:59 Uhr
Scheuer ist zwar nicht mehr Verkehrsminister, doch sein Erbe könnte die Staatskasse schwer belasten: Ein Schiedsgericht hat nun entschieden, dass Betreibern, mit denen sich Scheuer über gescheiterte Pkw-Mauten geeinigt hat, eine staatliche Entschädigung zusteht. Versäumte Pkw-Maut könnte fatale Folgen für den Steuerzahler haben: Bestehenden Unternehmen steht eine Entschädigung des Bundes zu, wie CTS Eventim und Kapsch TrafficCom unter Berufung auf einen Schiedsspruch mitteilten. In der anschließenden zweiten Phase des Schiedsverfahrens wird über die Höhe der Forderung entschieden. Kapsch TrafficCom und CTS Eventim haben das Konsortium autoTicket GmbH für Pkw-Maut gegründet. Die Pkw-Maut – ein Prestigeprojekt der CSU – wurde im Juni 2019 vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) als rechtswidrig gestoppt. Die angegriffenen Betreiber fordern 560 Millionen Euro Schadensersatz, nachdem die Bundesregierung die Verträge nach dem Urteil gekündigt hat. Die Bundesregierung und der damalige Verkehrsminister Andreas Scheuer wiesen die Vorwürfe zurück und ein Schiedsverfahren wurde eingeleitet. Das Schiedsgericht habe die Begründetheit der Ansprüche der autoTicket GmbH bestätigt, so die Unternehmen. Dies ergibt sich aus dem an die Parteien des Betreibers übersandten vorläufigen Schiedsspruch. Deutschland, vertreten durch das Bundesverkehrsministerium, dürfe demnach nicht „einseitig und entschädigungslos“ vom Vertrag zurücktreten. Der Schiedsspruch wies auch die von der Bundesrepublik geltend gemachten Gründe für die Beendigung der Schlechtleistung zurück. Eine Sprecherin des amtierenden Bundesverkehrsministers Volker Wissing sagte auf Anfrage: „Diese Entscheidung haben wir noch nicht getroffen. Wegen der gescheiterten Pkw-Maut gab es in der letzten Legislaturperiode einen Untersuchungsausschuss im Bundestag. Die damalige Opposition warf Scheuer Versagen und schwerwiegende Verstöße gegen das Haushalts- und Vergaberecht vor. Sawyer hatte die Anschuldigungen immer bestritten.
Ende 2018 abgeschlossene Betreiberverträge
In dem im Frühjahr 2021 vorgelegten Abschlussbericht des Prüfungsausschusses hieß es, dass dem Risiko eines Komplettausfalls der Maut vor dem EuGH „in der Risikobewertung eine größere Bedeutung hätte beigemessen werden müssen“. Es wurde auch festgestellt, dass “kein Fall von Lüge, vorsätzlicher Verschleierung oder Manipulation” durch das Ministerium oder den Minister glaubhaft gemacht werden könne. Die damaligen Oppositionsfraktionen FDP, Grüne und Linke sowie die AfD vertraten jeweils ihre spezifischen Ansichten mit massiver Kritik an Scheuer. Auch dass er die Pilotverträge Ende 2018 unterschrieb, bevor überhaupt endgültige Rechtssicherheit vor dem EuGH herrschte, hatte er im Visier. Der U-Ausschuss nahm Ende 2019 seine Arbeit auf und hörte Scheuer zweimal stundenlang als Zeugen an.