Wie der frühere Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres und Vizepräsident Johannes Steinhart kritisierte auch SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher am Sonntag, dass es keine Ausnahmen von der Begrenzung auf fünf permanente PCR-Untersuchungen gebe. Auch die FPÖ äußerte sich kritisch. Die Bundesregierung habe, „obwohl sie so lange an der Verordnung gearbeitet hat“, „die festangestellten Ärzte und das Ordnungspersonal vergessen und nicht in die Ausnahmeregelung aufgenommen“, sagte Kutcher der Sendung. Seit Beginn der Pandemie seien Ärzte und Chirurgen einem “enormen Infektionsrisiko ausgesetzt und könnten das Virus selbst auf geschwächte Personen übertragen”. Dies nicht in die Ausnahme aufzunehmen, sei „Respektlosigkeit gegenüber Ärzten und OP-Personal, Nachlässigkeit gegenüber ihren Patienten und insgesamt einfach eine Schande“, sagte Kutcher.

AK: „Wir haben vergessen, gefährdete Personen zu schützen“

Auch die Arbeiterkammer kritisierte am Sonntag die neue Teststrategie: „Die neue Testverordnung hat die Notwendigkeit vergessen, gefährdete Personen zu schützen“, sagte AK-Vorsitzende Renate Underl in einer Sendung. „Es ist gut und begrüßenswert, dass der Bund den kostenlosen Test weiter finanziert, wenn ich meine Oma in einem Pflegeheim oder Krankenhaus besuche. „Aber wenn ich meine Großmutter, die zu einer Notfallgruppe gehört, in ihrer Wohnung oder auch in meinem Haus besuche, sie zu Hause betreue, könnte sie nicht weniger schützenswert sein!“ Anderle wies darauf hin, dass Ehegatten, Lebenspartner oder Kinder von Risikopersonen fortan mit „hohen Prüfungskosten“ belastet werden. Auch wird es keine Regelungen geben, ob und wie oft Personen, die beispielsweise einer Infektion besonders ausgesetzt sind, durch mehrfache Kundenkontakte überprüft werden sollen. „Personen, die in den vergangenen zwei Jahren in systemrelevanten Berufen tätig waren, verdienen mehr Rechtssicherheit.“

FPÖ erkennt „Pfusch“

Auch FPÖ-Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak kritisierte und sprach von einem „ordnungspolitischen Problem“ von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). „Unser Land braucht einen Kurswechsel, das heißt Corona-Politik für die Bürger und nicht gegen sie. Und das heißt: Weg von Repression und Restriktionen, weg von Impfzwang!“ Wo Untersuchungen notwendig seien – „wie bei vulnerablen Gruppen oder im Umgang mit ihnen, sollten diese Untersuchungen selbstverständlich für alle Betroffenen in ganz Österreich kostenlos sein“, sagte er. Unterdessen kritisierte der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp das Wiener Testsystem. Er forderte die „sofortige Offenlegung“ des Vertrages zwischen Lifebrain / Alles Gurgelt und der Stadt Wien. „Nachdem Apotheken gezwungen sind, ihre Corona-Tests über das Lifebrain-Labor auszuwerten, muss im Interesse der Steuerzahler sofort für Transparenz gesorgt werden“, sagte er mit Blick auf die an diesem Tag bekannt gewordene Einbindung der Apotheken in das Wiener Testsystem. Vor. Unterdessen fordert der Vorsitzende der FPÖ-Bundespartei, Herbert Kickl, im Vorfeld der Diskussion um die Rücknahme von Berufungen in die AGES-basierte Arzneimittelmarktaufsicht eine Überprüfung aller „Corona-Beratungsgremien und -Gremien“. (WAS)