Am Freitag konnte das SEM die Sport- und Mehrzweckhallen der Armee in Thun BE und Chamblon VD mit je 200 Plätzen besetzen. Das Liestal BL wird in einer Woche um einen weiteren Raum mit 200 Sitzplätzen ergänzt. Gleichzeitig stellt die Abwehrabteilung der Neuchlener SG auch eine Turnhalle zur Verfügung, die zunächst 80, später auch 200 Sitzplätze bieten soll.
Der Bund sucht große Unterkünfte
Das Staatssekretariat fragte auch bei der Post nach. Wie der gelbe Riese auf Anfrage mitteilt, stehen dort tatsächlich Wohnungen und Gewerbeflächen leer. Ob sich die Gewerbeflächen zum Wohnen eignen, ist allerdings noch unklar. Kleinere Unterkünfte machten laut SEM keinen Sinn. Denn der Aufwand ist nahezu gleich, egal ob 30 oder 300 Flüchtlinge an einem Ort untergebracht werden sollen. Daher sucht SEM nach möglichst großen Anlagen. Die Post berichtet, dass sie auch mit verschiedenen humanitären Organisationen in Kontakt steht, die möglicherweise Wohnungen für Flüchtlinge benötigen.
Freies Lager für Hilfsgüter
Die Post ist nicht das einzige staatliche Unternehmen, das sich für Flüchtlinge aus der Ukraine einsetzt. Die SBB stellt den Behörden an den Bahnhöfen Genf und Zürich kostenlose Räume für die Registrierung von Flüchtlingen zur Verfügung. Und in Schwerzenbach ZH können humanitäre Organisationen ein Lager der SBB kostenlos zur Lagerung von Hilfsgütern nutzen. Zudem unterstützte die SBB ausländische Bahnpartner mit Rollmaterial für den Transport von Flüchtlingen. Zehn Waggons gingen an die BBB, vier weitere Waggons wurden von der SBB für den Nachtzug Budapest-Zürich und zwei Waggons für den Nightjet Berlin-Zürich gestellt. Auch SBB Cargo steht laut einem Sprecher in Kontakt mit den Behörden. Sie haben bereits einen Hilfszug für die Staatliche Entwicklungshilfeagentur (Deza) aufgebaut.
Swisscom verzichtet auf Gebühren
Swisscom wiederum bietet kostenloses Roaming in der Ukraine, aus der Ukraine und im kriegszerrütteten Land an. Kunden konnten im März auch ihre alten Handys zurück in den Laden bringen. Swisscom verdoppelt die Einnahmen aus dem Weiterverkauf oder Recycling von Rohstoffen und spendet diese an SOS-Kinderdorf Ukraine. Wie viele andere Unternehmen hat auch Swisscom die Mitarbeitenden zu Spenden aufgerufen und den Betrag erhöht. Postfinance ruft auf ihrer E-Banking-Website zu Spenden für Menschen in der Ukraine auf und hat einen Link zur Glückskette geschaffen. Verzichten Sie auf die Gebühren, die durch die Spende entstehen würden.
Alle Beteiligten bekommen drei Tage gratis
Zudem hat sich die Geschäftsleitung von Postfinance entschieden, Mitarbeitende zu unterstützen, die sich privat in der Flüchtlingshilfe engagieren oder Flüchtlinge für bis zu drei Tage unentgeltlich nach Hause bringen. Am 17. März brachte Postauto im Auftrag einer Institution 36 Frauen und Kinder aus Polen mit einem Reisebus in die Schweiz in Sicherheit. Und die Tochtergesellschaft von Post Bächle Logistics hatte bereits am 11. März einen Lkw mit sechs Tonnen Hilfsgütern nach Radymno im Südosten Polens geschickt.
Sie werden lange Zeit Hilfe brauchen
Bekannt ist auch, dass die ÖV-Organisation Alliance Swisspass bis zum 31. Mai 2022 ukrainischen Flüchtlingen erlaubt, den öffentlichen Verkehr in der ganzen Schweiz kostenlos zu nutzen – was ebenfalls für Kritik gesorgt hat. Diese Unterstützung von verschiedenen Seiten dürfte noch lange nachgefragt werden. Laut David Keller, Leiter Krisenstab Asyl beim SEM, kann jeder selbst ausrechnen, was in der Schweiz passieren würde, wenn noch drei Monate täglich 1000 Flüchtlinge in die Schweiz einreisen würden. Es gibt gerade so viele. Die dauerhafte Unterbringung dieser über 90’000 Menschen wäre eine grosse Herausforderung für die Kantone und Gemeinden. (pt)