Das Auftragsvolumen des Fahrzeugherstellers liegt bei 168 Millionen Euro. Das Land Sachsen-Anhalt unterstützt die Anschaffung der neuen Straßenbahnen mit einem Zuschuss von rund 45 Prozent und die Stadt Halle (Saale) mit rund 15 Prozent. Der gleiche Anteil der HAVAG/Stadtwerke Halle beträgt 40 %. Eine gewaltige Summe, wie Stadtwerke-Chef Mathias Lux sagte, immerhin handelt es sich um die größte Einzelinvestition im Stadtwerke-Konzern und macht elf Prozent der gesamten Jahresbilanz aus. Im Kontext der Inflation ist die aktuelle Kaufentscheidung richtig. Würde man noch zwei Jahre warten, müsste man laut Lux für die gleiche Menge Straßenbahnen wohl bis zu 30 Millionen Euro mehr zahlen. 39 Fahrzeuge des künftigen Typs MGT-M haben jeweils 64 Steh- und 64 Sitzplätze, sind 30 Meter lang. Es gibt auch 17 XXL-Versionen mit 45 Metern. 267 Passagiere haben hier Platz, davon 128 Sitzplätze. Die Passagierkabine wird klimatisiert. Die Bahnen werden mit Stehgurten ausgestattet, was bei den alten Bahnen bisher nicht der Fall war. Auch die Fahrerkabine ist neu. Denn Autofahrer haben keine Außenspiegel mehr. Stattdessen wird der hintere Bereich von Kameras erfasst und auf zwei Bildschirmen dargestellt. An die Farbe müssen sich die Hallenser gewöhnen. Denn die neuen Züge seien silbergrau, “wie unsere neuen Busse”, sagte HAVAG-Chef Vincenz Schwarz gegenüber dubisthalle.de Die neuen Fahrzeuge ersetzen sukzessive den Großteil der in Betrieb befindlichen MGT6D-Straßenbahnen, die aus den Jahren 1996 bis 2001 stammen und nach fast 30 Jahren Dauereinsatz ausgemustert werden. Die Lieferung neuer Straßenbahnen wurde im Vorfeld im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung vorbereitet und gemäß den gesetzlichen Bestimmungen abgeschlossen. Die alten Züge werden jedoch nicht vollständig auslaufen. Einige wurden in den vergangenen Monaten mit neuer Technik nachgerüstet und werden als Booster-Strecke in Halle weitergeführt. Bürgermeister Egbert Geier hob die neuen Straßenbahnen als „moderne Hochleistungsstraßenbahnen“ mit neuester Technik hervor. Dies nimmt eine Vorreiterrolle ein. Schließlich geht es darum, den ÖPNV als integralen Bestandteil von Klimaschutzmaßnahmen attraktiver zu machen. „Die heutige Vertragsunterzeichnung ist ein starkes Signal für klimafreundliche Mobilität in Halle (Saale) und eine Investition in die Zukunft. Die Stadt Halle (Saale) und die HAVAG sind einmal mehr Vorreiter: Wir denken gemeinsam über Mobilität, Nachhaltigkeit und Klimaschutz nach. Diese Investition zeigt den Hallensern ganz unmittelbar, was moderne und zugleich umweltfreundliche öffentliche Verkehrsmittel unserer Saalestadt bieten“, so Geier. „Wir wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger Halles und ihre Gäste ihre Mobilitätsart frei wählen können. Die Entscheidung für den ÖPNV fällt immer häufiger dann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und das Angebot attraktiv und bequem ist. Und genau das garantieren die neuen Straßenbahnen hier in Halle. Deshalb hat das Land Sachsen-Anhalt diesen wichtigen Schritt zur Transformation der urbanen Mobilität an der Saale großzügig gefördert“, erklärte Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Sven Haller bei der Vertragsunterzeichnung. „Wir freuen uns, dass mit TINA die neuste Generation von Stadler Trams in Halle (Saale) zum Einsatz kommt“, sagt Ansgar Brockmeyer, Executive Vice President Marketing & Sales der Stadler Gruppe. „Dieser Vertrag ist bereits der vierte Auftrag und unterstreicht den Erfolg des innovativen TINA-Fahrzeugkonzepts. Die neuen Fahrzeuge werden in puncto Fahrgastkomfort und Benutzerfreundlichkeit eine neue Dimension erreichen. In puncto Sicherheit erhöht ein neuartiges Aufprallschutzsystem die Sicherheit im Straßenbahnbetrieb weiter.“ Die speziell gestaltete Form soll verhindern, dass Personen im Falle einer Kollision unter die Straßenbahn gelangen. Das Liefervolumen in Halle ist laut Brockmeyer etwas Besonderes. Ansonsten kaufen die meisten Firmen „homöopathische Dosen“ ein, während es in Halle die Hälfte des Fuhrparks ausmacht. „Heute ist ein großer Tag für die Fahrgäste der Halleschen Verkehrs-AG – nach einem mehrjährigen Ausschreibungs-, Entscheidungs- und Vergabeverfahren haben wir einen Vertrag über die Produktion und Lieferung von 56 hochmodernen Straßenbahnen unterzeichnet und Wir freuen uns darauf, unseren Fahrgästen ab 2025 noch besseren Service, Komfort, Platz und Sicherheit zu bieten. Unsere neuen Straßenbahnen verfügen über einen klimatisierten Fahrgastraum, der sich in der heißen Jahreszeit nicht aufheizt, leiseren Fahrkomfort, breitere Türbreiten, keine Stufen im gesamten Fahrzeug, breitere Gänge, verbesserte Haltemöglichkeiten, moderne Informationssysteme und innovative Fahrerassistenzsysteme , einschließlich Kollisionsvermeidung”, zeigt sich HAVAG-Vorstand Vinzenz Schwarz hochzufrieden. Die neuen Fahrzeuge sind zu 100 Prozent niederflurig statt wie bisher zu 70 Prozent und bieten ein hohes Maß an Barrierefreiheit. Komfortabler, leiser und damit umweltfreundlicher mit den neuen Zügen Bei der Entwicklung der neuen Fahrzeuggeneration wurde besonderes Augenmerk auf den Komfort der Fahrgäste gelegt. Zweiwegefahrzeuge werden in zwei verschiedenen Längen bestellt, die je nach Bedarf verwendet werden können. 39 Fahrzeuge des künftigen Typs MGT-M bieten auf einer Fahrzeuglänge von rund 30 Metern Platz für 166 Fahrgäste, davon 64 auf Sitzplätzen. Der um 45 Meter längere MGT-XL wird 17 Mal gebaut und bietet Platz für 267 Passagiere, davon 128 auf Sitzplätzen. Die komplett fugenlosen, barrierefreien Fahrzeuge verfügen über einen großzügigen Innenraum, der den bequemen Transport von Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühlen in großzügigen Mehrzweckräumen ermöglicht. Maximale Kopffreiheit und Panoramafenster sorgen für ein offenes Raumgefühl und freie Sicht. Moderne Displays bieten leicht lesbare Informationen für die Fahrgäste. Alle neuen Fahrzeuge werden über moderne bargeldlose Fahrkartenautomaten, ein Videoüberwachungssystem und ein BIOS-System (eine in Halle entwickelte neue Technologie zur verbesserten Information und Orientierung für Blinde und Sehbehinderte im Nahverkehr) verfügen. Speziell konstruierte Drehgestelle sorgen für einen reibungslosen Betrieb und schonen Räder und Schienen. Eine große Neuerung stellen verschiedene Fahrerassistenzsysteme dar: So zum Beispiel ein neuartiges Kollisionsschutzsystem für die HAVAG, das die Verkehrssicherheit – insbesondere im Straßenbahnbetrieb – weiter erhöhen wird. Auch der Fahrerarbeitsplatz wurde weiterentwickelt. Dieser wird nach neuesten ergonomischen Erkenntnissen gebaut, die Fahrerkabine wird größer als die bisherige sein, Platz für Fahrtrainings bieten und über eine separate Einstiegstür verfügen. Die klassischen Außenspiegel werden durch ein Kamera-Monitor-System ersetzt, das neben der Spiegelfunktion den Fahrer noch viel stärker als bisher bei der Beobachtung des Fahrgastwechsels unterstützt. Auch der Fahrgastbeirat der HAVAG war von Anfang an in die Entwicklung der neuen Fahrzeuganforderungen eingebunden und hat HAVAG glücklicherweise hervorragend bei der Herausarbeitung der wichtigsten Fahrzeugmerkmale beraten. Die neuen Straßenbahnen sollen im gesamten HAVAG-Streckennetz eingesetzt werden. Die HAVAG betreibt derzeit insgesamt 102 Straßenbahnen auf 14 Linien in der Stadt Halle. Grafik: NOSE AGGrafik: HAVAG