Apothekerin Enea Martinelli warnt die SonntagsZeitung: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die großen Medikamente verfügbar sind.“
Viele Gelder wurden gespendet
Einer der Apotheker, der sich nach der russischen Invasion in der Ukraine spontan für eine Medikamentenspende entschieden hat, ist Thong Vo. Gemäss der Zeitung bestellte der Leiter der Apotheke zum Kreuz in Olten SO zusammen mit einem Spital Medikamente für 20’000 Franken, die in der Ukraine dringend benötigt werden. Aber einige Medikamente waren überhaupt nicht verfügbar. Für Vo ist klar: „Es gibt erschwerende Engpässe bei wichtigen Medikamenten. “Und dieser Krieg wird es noch viel schlimmer machen.” Auch die BWL befürchtet kriegsbedingt größere Engpässe. Die Beamten schreiben in ihrem jüngsten Lagebericht: Die Versorgung mit Medikamenten sei “weitgehend” weiterhin gewährleistet. Allerdings “steht der Markt unter Druck.” Der Zustand ist kritisch für Antibiotika und starke Schmerzmittel.
Der Pflichtbestand wurde aufgebraucht
Für wichtige Medikamente wie Schmerzmittel und Antibiotika legt die Bundesregierung Pflichtreserven fest. Gemäss dem Bericht muss die Schweiz derzeit das Beste daraus machen. Dass diese Mittel in die Ukraine fließen, ist kein Zufall: „In Kriegsgebieten steigt unter anderem der Verbrauch von starken Schmerzmitteln und Antibiotika aufgrund von Kriegsverletzungen“, sagt BWL-Sprecher Thomas Grünwald. Die Versorgung mit starken Schmerzmitteln und Antibiotika war in der Schweiz schon vor Kriegsausbruch in der Ukraine angespannt. Da diese Medikamente heute jedoch sehr oft im Kriegsgebiet benötigt werden, verschlechtert sich die Situation in der Schweiz.
Brexit und Corona
Dass Opioid-Schmerzmittel schon vor Kriegsausbruch knapp waren, sei eine Folge des Brexits, sagt Martinelli, Chefapotheker am FMI-Spital in Bern. Hauptlieferant dieser Medikamente in der Schweiz ist das englische Pharmaunternehmen Mundipharma. Dort stagniert die Produktion aufgrund des Fachkräftemangels nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU. Hinzu kommt: In Europa kämpfen Krankenhäuser und Ärzte seit einiger Zeit mit Medikamentenengpässen, da der Markt stark von China und Indien abhängig ist. 90 Prozent der Kopierer, also Generika, werden dort hergestellt. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie kommt es aufgrund der Coronavirus-Pandemie zu Schwierigkeiten in der Liefer- und Produktionskette.
Die erforderlichen Reserven sind leer
Der Apotheker befürchtet, dass der Krieg in der Ukraine einen weiteren negativen Faktor hinzufügt. “Wir müssen damit rechnen, dass auch die benötigten Reserven plötzlich aufgebraucht sind.” Für Martinelli ist es nur eine Frage der Zeit, bis uns wichtige Medikamente nicht mehr zur Verfügung stehen. (pt)