Bundesinnenminister Faeser will nicht, dass alle ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland registriert werden, wie die Union fordert. Bayerns Innenminister Hermann hat vor einem Sicherheitsvakuum gewarnt.

Bundesinnenministerin Nancy Phaser lehnt die von der Union geforderte Registrierung aller ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland ab. „Wir sprechen vor allem von Kindern und Frauen, die seit Tagen ausreisen, die an der polnischen Grenze die Kälte ertragen mussten“, sagte der Minister dem Tagesspiegel. Flüchtlinge sollen nicht für Kontrollen an der deutschen Grenze festgehalten werden. „Nur zur Klarstellung: Die Menschen haben hier das Recht, sich frei zu bewegen“, sagte Faeser in einem Interview.

“Jeder aus einem Drittstaat wird sich registrieren”

Der SPD-Politiker wies die Behauptungen des CDU-Chefs Friedrich Mertz zurück, es sei nahezu unbekannt, wer wirklich ins Land gekommen sei und wo die Menschen lebten. „Die Bundespolizei steigt beim Grenzübertritt in die Züge und kontrolliert alle Pässe. Wer keinen Pass hat oder aus einem Drittstaat kommt, wird gemeldet und registriert“, sagte Pfizer der Zeitung.

                Bundesinnenminister Faeser will nicht, dass alle ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland registriert werden.  Bild: EPA

Nach Angaben des Ministers sind 95 Prozent der Menschen, die die Ukraine nach Deutschland verlassen, auch ukrainische Staatsbürger. Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass beispielsweise Weißrussland konkrete Personen nach Europa entsendet. Es gibt auch keine Hinweise auf mögliche Terroristen, die versuchen, mit ukrainischen Flüchtlingen nach Europa zu kommen.

Der bayerische Innenminister warnt vor Sicherheitslücken

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann warnte vor einer Sicherheitslücke bei der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge. „Es ist wichtig, dass die Identifizierungsmaßnahmen sicherstellen, dass die ankommenden Personen identifiziert werden“, sagte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz der Funke Mediengruppe.

„Obwohl den ukrainischen Kriegsflüchtlingen unbürokratisch und schnell geholfen werden muss, darf der Sicherheitsaspekt nicht vernachlässigt werden“, sagte Herman. „Wir müssen wissen, wer zu uns kommt, und verhindern, dass Schmuggler, Menschenhändler, organisierte Kriminalität oder andere Kriminelle die Situation für ihre Zwecke ausnutzen.“

Hermann forderte andere Bundesländer auf, dem Beispiel Bayerns zu folgen. Dort registriert die Polizei nicht nur die ankommenden Flüchtlinge, sondern es finden auch Identifizierungsmaßnahmen statt. Personenbezogene Daten werden mit Suchdatenbanken abgeglichen. „Ich erwarte auch von den anderen Bundesländern ein strukturiertes und abgestimmtes Vorgehen“, sagte der CSU-Politiker.

266.975 Personen aus der Ukraine wurden registriert

Seit Beginn der russischen Offensive vor rund einem Monat hat allein die Bundespolizei 266.975 Flüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland registriert. Das teilte das Bundesinnenministerium via Twitter mit. Die meisten von ihnen sind Frauen, Kinder und ältere Menschen. Die tatsächliche Zahl der Flüchtlinge ist unbekannt, da es keine flächendeckenden Grenzkontrollen gibt – sie dürfte deutlich höher liegen.

Auch wird nicht erfasst, wie viele Menschen aus Deutschland in andere Länder reisen. Ukrainer müssen sich auch nicht bei den deutschen Behörden anmelden, da sie für 90 Tage ohne Visum einreisen können. Sie werden von den Behörden nur registriert, wenn sie sich an sie wenden, beispielsweise um staatliche Beihilfen zu beantragen.

Deutschland und Polen wollen Hilfe von der EU

Faeser und ihr polnischer Kollege Mariusz Kaminski baten die EU-Kommission um Hilfe. In einem Brief an Kommissionsvizepräsidentin Margarita Schina und Innenkommissarin Elva Johansson forderten die beiden mehr Unterstützung für die Verteilung von Flüchtlingen auf andere EU-Staaten sowie finanzielle Hilfen. An diesem Montag wollen die EU-Innenminister in Brüssel über den Umgang mit Flüchtlingen beraten.

Befreiung von der Visumpflicht für die russische Opposition

Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, fordert eine Befreiung von der Visumpflicht für russische Menschenrechtler. Das erleichtert ihnen den Weg ins Exil nach Deutschland. “In Russland wird die Repression gegen Andersdenkende, insbesondere als Reaktion auf den Krieg, immer gravierender”, sagte er der “Welt am Sonntag”.

„Wir haben die Pflicht, diesen mutigen Menschen zu helfen, denn auch sie verteidigen Freiheit, Demokratie und Menschenrechte in Europa.“ Er möchte „ein separates Profilraster für humanitäre Visa entwickeln, ähnlich wie es bereits für belarussische Menschenrechtsverteidiger existiert“.

Nach den Protesten in Weißrussland im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung beschlossen, politisch Verfolgten eine Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen zu erteilen.