Enrico Matossi entwickelte sich in den 1980er Jahren zu einem der ersten Athletenmodels im Wrestling.
Marcel W. Perren (Text) und Philipp Schmidli (Fotos)
Enrico Matossi lebt in einem wunderschönen Haus mit Blick auf den Bodensee. Nichts hier ähnelt der glorreichen Swinger-Karriere. In diesem modernen Gebäude riecht es nicht nach verstaubtem Eichenlaub, sondern nach viel Geld.
In der Garage stehen neben einer pfeilschnellen Viper GTS drei US-Oldtimer (Buick 1952, Pontiac Grand Prix 1963, Dodge Challenger 1970) und ein Bentley für 260’000 Franken. Wohn- und Schlafzimmer sind mit edlen Designermöbeln eingerichtet und im Garten befindet sich ein Swimmingpool.
Entspannt sitzt der Hausherr an diesem tristen Morgen in seiner Lederkombi. Die beiden französischen Bulldoggen Rocky und Amadeus haben es sich in seinen Armen gemütlich gemacht.
Matosi blättert in einem Magazin mit dem Titel „Sometimes It’s Gotta Be Caviar“ und sagt: „Eigentlich wollte ich nie Wrestler werden.“ Enricos Vater Franco war als Ständerat der SVP ein grosser Ringer. „Für ihn habe ich mit 14 zum ersten Mal an einem Ringkampf der Jungen teilgenommen“, erinnert sich der heute 65-Jährige, den seine Freunde „Rico“ nennen.
Katastrophe bei der Premiere
Sein erstes Mal auf dem Sägemehl entpuppte sich jedoch als Katastrophe. „Es begann, als ein konservativer Minister auf Abruf eine Schere brachte, um meine langen Haare zu schneiden. Und weil ich danach vier Gänge verloren habe, wollte ich am Ende nichts mehr mit Wrestling machen.” Mit 17 wurde er jedoch rückfällig. „Während meiner Lehre als Maschinenschlosser in Winterthur teilte ich mir ein Zimmer im Lehrlingsheim mit einem Kugelschreiber der Schwingerdynastie Streif in Glarus. Er hat mich überzeugt, im Schwingenklub in Winterthur zu trainieren. Dort traf ich zwei königliche Trainer, Karl Meli und Noldi Ehrensperger, und bekam trotzdem ein Feuer für den Ringkampf.”
Der steile Aufstieg
Über Ehrensperger lernte er den Bobanschieber Sepp Benz (Olympiasieger 1980) und den Diskuswerfer Heinz Schenker (Vizeweltmeister 1973) kennen. “Dank Sepp und Heinz habe ich modernste Krafttrainingsmethoden erlernt.” „See-Bub“ entwickelte sich damit zu einem der ersten Athletenmodelle im Wrestling. Bis zu seiner Pensionierung 1992 hatte der 1,87 Meter große Mann trotz zahlreicher Verletzungen 75 Kronen gewonnen. Gewann drei Eichenlaubpreise bei Bundeswettbewerben. Als Vierter verpasste der Ostschweizer mit Bündner Wurzeln nur knapp die ESAF-Endrunde in St. Gallen 1980. Auch Matossi wurde 1989 in Stans NW Vierter. In dieser Phase legte der clevere „Bösewicht“ den Grundstein für seine erfolgreiche Karriere. „Nach meinem Maschinenbaustudium habe ich einen Master in Unternehmensführung gemacht.“
Die glorreiche Karriere nach der Karriere
1989 war der dreifache Kranzfest-Gewinner Produktionsleiter bei einem Unternehmen in Arbon TG, verantwortlich für über 250 Mitarbeitende, und wurde anschliessend Geschäftsführer eines Verpackungsunternehmens. Und seit 1999 ist er einer der bekanntesten Headhunter der Schweiz. „Ich habe viele Führungskräfte von Stadler Rail und anderen namhaften Unternehmen eingestellt“, verrät der Mann, der auch nach der Pensionierung weiter nach Fach- und Führungskräften für führende Unternehmen sucht. Lange konnte Matossi seine Erfolge jedoch nicht wirklich genießen, weil er seine wahren Gefühle unterdrückte. „Ich habe in meinem Leben viele schöne Frauen erobert, obwohl ich mit ungefähr 20 das Gefühl hatte, dass ich Männer mag. Aber weil ich in einem konservativen Umfeld aufgewachsen bin, habe ich versucht, meine Neigung zu unterdrücken.” Mit 32 Jahren hatte Enrico eine Tochter und lebte bis 2007 mit einer Frau zusammen.
Ausflug mit 50
Doch kurz nach seinem 50. Geburtstag brach er aus seiner Wahnwelt aus. „Eines Morgens wurde mir klar, dass ich meine Gefühle nicht mehr unterdrücken wollte. Deshalb habe ich mich von meinem Partner getrennt, damit ich meine wahren Gefühle erfahren konnte. Nur unter uns: Wir hatten viel zu tun…“ Seit einigen Jahren gibt es in Matoshis Liebesleben jedoch nur noch einen Mann. “Seit 2019 lebe ich mit dem 30 Jahre jüngeren Manuel in einer eingetragenen Partnerschaft und fühle mich super dabei.” Auch die meisten Reaktionen, die er nach seiner Entlassung erhielt, waren positiv. „Ich war erstaunt, wie tolerant einige sehr konservative Menschen waren. Es gab nur einen Wrestler, der die Nachricht von meiner Homosexualität nicht verdauen konnte. Ich habe ihm eine Flasche Appenzeller angeboten, um seine Verdauung anzukurbeln, aber das hat leider auch nichts genützt.»
Überrascht von der Tochter
Matossi selbst brauchte einen leistungsstarken Schluck, als er zu seiner Tochter herauskam. „Ich saß mit Manuel in einem Schwulenclub in Zürich, als meine Tochter zufällig mit ihrem schwulen Freund in diese Bar kam. Vor lauter Schock bestellte ich einen doppelten Wodka, bevor ich ihr erklärte, warum ich hier sitze. Sie hat wunderbar reagiert.” Matosi hat für nächsten Sonntag bereits eine Flasche Champagner eingefroren. Dann würde “Rico” mit seinem Manuel auf den neuen King of Wrestling anstoßen. Die Chancen stehen gut, dass auch der Thurgau allen Grund hat, auf Samuel Giger anzustossen. Testen Sie Ihr Wissen und gewinnen Sie Tickets für das ESAF! Die Schwingsaison ist in vollem Gange – und mit dem ESAF 2022 in Pratteln BL (26. bis 28. August) steht DER Höhepunkt der letzten Jahre vor der Tür. Als ob das nicht schon genug Aufregung verspricht, fügen wir noch eins hinzu. Bei „Blick-Schwingen-Trophy“ können Sie jeden Tag Fragen beantworten und jede Woche tolle Preise gewinnen. Zur Teilnahme müssen Sie sich hier registrieren. Viel Spaß und viel Glück! Die Schwingsaison ist in vollem Gange – und mit dem ESAF 2022 in Pratteln BL (26. bis 28. August) steht DER Höhepunkt der letzten Jahre vor der Tür. Als ob das nicht schon genug Aufregung verspricht, fügen wir noch eins hinzu. Bei „Blick-Schwingen-Trophy“ können Sie jeden Tag Fragen beantworten und jede Woche tolle Preise gewinnen. Zur Teilnahme müssen Sie sich hier registrieren. Viel Spaß und viel Glück!