Am Donnerstag wurde bekannt, welche Kategorien konkret sind. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck warf Fuchs Verletzung des Amtsgeheimnisses und falsche Angaben gegenüber einer Untersuchungskommission vor. Fuchs soll dem damaligen Referatsleiter Christian Pilnacek im Dezember 2020 mitgeteilt haben, dass die Finanz- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) eine Klage gegen einen Presse-Herausgeber vorbereite. Der Journalist hatte einen Artikel verfasst, in dem sich WKStA-Vertreter angegriffen fühlten. Die Staatsanwaltschaft Wien zog die Anzeige jedoch umgehend mangels begründeten Anfangsverdachts zurück. Die angebliche Falschaussage bezieht sich auf seine Vernehmung bei der Ibiza-U-Kommission am 10. März 2021. Fuchs wurde dort wahrheitsgemäß vernommen, ob er die Aktenteile übermittelt habe. Der Beamte sagte, er könne sich nicht erinnern und könne es daher weder bestätigen noch ausschließen.
“Fuchs ist ein absolut anständiger Typ”
Pilnacek wurde dafür bereits verantwortlich gemacht. Ihm wird vorgeworfen, die Anzeige gegen den „Presse“-Journalisten an einen „Kurier“-Journalisten verraten zu haben. Auch die Staatsanwaltschaft Innsbruck sah einen Verstoß gegen das Amtsgeheimnis. Pilnacek wurde im November 2021 freigesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, da die Staatsanwaltschaft Berufung gegen den Freispruch eingelegt hat. Pilnacek – weitere Ermittlungen gegen ihn sind anhängig – wurde wie Fuchs suspendiert. Die Suspendierung des Leiters der OStA Fuchs wurde bereits vom Justizministerium vor den Obersten Gerichtshof als Disziplinargericht gebracht. Er halte die Suspendierung seines Wissens nach für “eine eklatante Ungerechtigkeit”, sagte Eckart Ratz. Der Strafrechtsexperte, ehemalige Präsident des Obersten Gerichtshofs und kurzzeitig Innenminister, wurde am Donnerstag vom U-Ausschuss befragt. Es sei schwer nachzuvollziehen, dass die Spitze der Verwaltungskette (Pilnacek im Justizministerium) und die sekundäre Spitze (der Leiter der OStA Fuchs) außer Dienst gestellt worden seien, sagte Ratz. Sowohl zu Pilnacek als auch zu Fuchs hält er Kontakt: “Fuchs ist ein ganz anständiger Typ.” Unter anderem wird Fuchs und Pilnacek vorgeworfen, die WKStA mit Meldepflichten und Intrigen gegen sie unter Druck gesetzt zu haben. In gesicherten Gesprächen schlugen sie beispielsweise vor, einen WKStA-Staatsanwalt zu überwachen.
“Sie müssen ihn erschießen!”
Sollte es Vorwürfe geben, sollte Pilnacek als Verantwortlicher für die technische und dienstliche Aufsicht auch diesen Vorwürfen nachgehen, sagte Ratz. “Nur wenn es das nicht tut, ‘nur dann kann es stillgelegt werden’”, sagte Ratz. Natürlich ist es nach der Strafprozessordnung möglich, Staatsanwälte zu überwachen. Ratz hatte keine Wahrnehmung von politischem Einfluss auf die Ermittlungen. Für Politiker, die so etwas versuchen, sagt er: „Sie sollen ihn erschießen!“. Zudem hätte ein parteipolitisch einzuordnender Beamter in der Justiz dort “keinen Platz”. Daher sieht er die WKStA nicht als parteipolitisch verseucht an. „Ich kenne Ilse gut“ (meint wohl WKStA-Direktorin Ilse-Maria Vrabl-Sanda, Anm.), „es ist keine Politik“. Wenn es Fehler in der Justiz gebe, seien diese seiner Lebenserfahrung zufolge nicht auf „politische Geschichten“ zurückzuführen. Von den 40 WKStA-Mitarbeitern sind 30 definitiv „erstklassige Anwälte“. Allerdings sind der WKStA einige gravierende Rechtsfehler unterlaufen. Einer davon war der Widerruf aller Durchsuchungsbefehle durch die Polizei von Soko Tape, die im Zusammenhang mit den Ibiza-Ermittlungen für Staatsanwälte tätig war. „Die WKStA ist kein Staat im Staat!“, sagte er. Das liege an fehlender Aufsicht: „Irgendjemand muss sagen: Es geht noch!“ Ratz ist unzufrieden mit der Debatte über die jüngsten Fälle und die Befehlskette. In der Debatte mischten die Medien Justiz und Verwaltung, die Unabhängigkeit der Justiz und die Staatsanwaltschaft ständig durcheinander: „Alles wird zermatscht“, klagte Rats. Er bestritt, der PVP besonders nahe zu stehen, was die Opposition behauptete. Er habe Kontakte zu Menschen aller politischen Richtungen wie Peter Pilz, sagte er. Er ist hilfsbereit und steht verschiedenen Menschen kostenlos mit Rechtsberatung zur Verfügung.
Sobotka bleibt Vorsitzender
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) bleibt im Amt. Er leitet den U-Ausschuss. Er hatte diese Position teilweise am Donnerstagmorgen inne. Opposition und Grüne fordern seinen Rücktritt, da gegen ihn wegen Amtsmissbrauchs ermittelt wird. Als damaliger Innenminister soll Sobotka einen angeblich SPÖ-nahen Kandidaten daran gehindert haben, Arbeit zu finden. Sobotka bestreitet die Vorwürfe.