30.03.2022 14:02
Die russische Aggression in der Ukraine führt weltweit zu einem dramatischen Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise. Auch die deutschen Verbraucher spüren die Auswirkungen. In einigen Staaten ist die Inflation auf einem Allzeithoch. Infolge des Krieges in der Ukraine und steigender Energiepreise stieg die Inflation in Deutschland im März auf 7,3 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Dies ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf Basis vorläufiger Daten der höchste Stand seit Herbst 1981. Im Februar lag die Inflation noch bei 5,1 %. Von Reuters befragte Ökonomen erwarteten einen Anstieg von 6,3 %. Allein im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen stieg die Inflation im März auf 7,6 Prozent, den höchsten Stand seit 1973. In Hessen stieg die Inflation auf 8,0 Prozent, den höchsten Stand seit 48 Jahren. Die russische Invasion in der Ukraine führt zu einem dramatischen Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise. Dies macht sich beim Tanken und Heizen bemerkbar. Laut vorläufiger Statistik mussten die Menschen in Deutschland im März 39,5 Prozent mehr für Haushaltsenergie und Treibstoff ausgeben als im Vorjahresmonat. Die Lebensmittelpreise stiegen in einem Jahr um 6,2 %. Im Vergleich zum Februar stiegen die Verbraucherpreise im März um insgesamt 2,5 Prozent. Auch die Unternehmen kämpfen mit den Preisen: Wegen der höheren Kosten wollen mehr Unternehmen denn je ihre Preise in den nächsten drei Monaten anheben. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des ifo Instituts in München. „Russlands Angriff auf die Ukraine erhöht nicht nur die Energiekosten, sondern auch die Preise vieler Agrarprodukte“, sagte Ifo-Chefvolkswirt Timo Wollmershäuser. “Das bedeutet, dass die Inflation in diesem Jahr voraussichtlich deutlich über 5 % steigen wird.” Zuletzt geschah dies in Deutschland vor mehr als 40 Jahren, als die Inflation nach der zweiten Ölpreiskrise 1981 auf 6,3 Prozent stieg. Ökonomen erwarten für 2022 eine Inflationsrate von 6,1 Prozent.
Die Energiepreise dürften dauerhaft höher sein
Ökonomen erwarten derzeit keine Preissenkung. „Auch die Preise für Lebensmittel und Industriegüter dürften infolge rückläufiger Weizenexporte aus der Ukraine und Russland sowie neuer Lieferkettenstörungen weiter steigen“, schreibt die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht für März. Nach Ansicht der Wirtschaftsweisen müssen sich die Menschen in Europas größter Volkswirtschaft aufgrund des Krieges in der Ukraine auf dauerhaft höhere Energiepreise einstellen. Da Deutschland unabhängiger von Gas- und Ölimporten aus Russland werde, würden die Kosten langfristig steigen, sagte Veronica Grimm vom Wirtschaftsbeirat der Bundesregierung. „Infolgedessen werden die Energiepreise strukturell höher bleiben als vor dieser Krise.“ Die Bundesregierung hat nun ein Paket geschnürt, um die Menschen von steigenden Energie- und Kraftstoffpreisen zu entlasten. Der Verbraucherverband fordert zusätzliche Erleichterungen, wenn die Preise weiter steigen. Es sei nicht auszuschließen, dass der Preisanstieg für Gas und damit für Heizöl, Benzin, Diesel und Strom, aber auch für andere Konsumgüter weiter deutlich zunehmen werde, erklärte die Vorsitzende des Jutta-Gurkmann-Verbandes. Höhere Inflationsraten mindern die Kaufkraft der Verbraucher, weil sie sich für einen Euro weniger leisten können. Dies könnte den privaten Konsum reduzieren und damit die Erholung der deutschen Wirtschaft nach der Corona-Rezession verlangsamen. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt insgesamt stabile Preise im Euroraum mit einer jährlichen Inflationsrate von zwei Prozent an. Europäische Währungshüter erwarteten kürzlich eine Inflationsrate von 5,1 % für die 19-Nationen-Währungszone in diesem Jahr.