dpa/C. Söder Ton: Inforadio | 26.03.2022 | Interview mit Achim Kramer Bild: dpa/C. Salbung Die doppelte Zeitumstellung nervt jedes Jahr viele Menschen, am Wochenende war es wieder soweit. Das traditionelle Gerede von der Zeitumstellung musste in diesem Frühjahr nun anderen Themen weichen. Am frühen Sonntagmorgen (27. März) kehrten die Indikatoren in Deutschland und den meisten europäischen Ländern von 2 Uhr morgens zurück. um 3 Uhr morgens, also war die Nacht eine Stunde kürzer als gewöhnlich. Mit Beginn der Sommerzeit bleibt es abends am hellsten. Angesichts von Krieg und Krise scheint die wiederkehrende Debatte über Sinn und Zweck dieser Maßnahme in diesem Frühjahr fast vollständig zum Erliegen gekommen zu sein. Diesen Eindruck teilt auch der Physiker Andreas Bauch von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig, die für die Übermittlung der gesetzlichen Zeit nach Deutschland zuständig ist. Es gebe keine wahrgenommenen Stimmen von Politikern und die üblichen Ermittlungen zu Beginn seien weitgehend ausgeblieben, sagte Bauch der Deutschen Presse-Agentur.
Umfrage: Knapp drei Viertel halten die Umstellung auf den Euro für unnötig
1980 wurde in Deutschland die Sommerzeit eingeführt – um Energie zu sparen. Die Idee dahinter war, dass weniger Licht und damit weniger Strom verbraucht würde, wenn der Tag um eine Stunde nach vorne „verschoben“ würde. Kritiker haben jedoch stets argumentiert, dass die Zeitumstellung ihren ursprünglichen Zweck nicht erfülle. Die Energiesparergebnisse sind kaum nachweisbar. Die Zeitumstellung begeistert die Menschen in Deutschland nicht mehr. Das bestätigt eine Forsa-Umfrage der Krankenkasse DAK-Gesundheit, die am vergangenen Montag veröffentlicht wurde. Fast drei Viertel der Menschen in Deutschland gaben an, dass sie die Zeitumstellung für unnötig hielten. Ebenso sind 72 % der rund 1.000 Befragten der Meinung, dass die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit abgeschafft werden sollte. Nur 23 Prozent halten es für sinnvoll, an der Uhr zu drehen. Hauptargumente gegen die Zeitumstellung sind gesundheitliche Probleme und komplexe Veränderungen etwa im Verkehr und in der Landwirtschaft. 27 Prozent der Befragten gaben an, durch die Zeitumstellung gesundheitliche Probleme zu haben. Die meisten berichteten von Müdigkeit und Lethargie, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche und depressiver Stimmung.
image alliance / KEYSTONE Geschichte – immergrüne Zeitumstellung Nicht erst in den letzten Jahren werden Sommer- und Winterzeit sowie der zweimal jährlich stattfindende Fahrplanwechsel kontrovers diskutiert. 1980 waren 51 % der Deutschen dafür. Bereits 1916, als es während des Ersten Weltkriegs zum ersten Mal auftauchte, versprach es, „fluoreszierende Materialien zu sparen und die öffentliche Gesundheit zu verbessern“. Von Harald Assel Herunterladen (mp3, 21 MB)
die Initiative des Europäischen Parlaments ist verschwunden
Das Ende der Umstellung schien bereits besiegelt: Das Europäische Parlament hatte 2019 beschlossen, sie ab 2021 wieder abzuschaffen. Allerdings herrscht unter den Mitgliedstaaten keine Einigkeit darüber, ob die Sommerzeit dauerhaft gelten soll. Das Thema liegt seit mehreren Jahren auf Eis. Die derzeitige französische Ratspräsidentschaft hat kürzlich angekündigt, das Thema nicht auf die Tagesordnung setzen zu wollen. Frankreich wird bis Ende Juni die rotierende Ratspräsidentschaft der EU-Staaten innehaben.
Geschichte – immergrüne Zeitumstellung
Nicht erst in den letzten Jahren werden Sommer- und Winterzeit sowie der zweimal jährlich stattfindende Fahrplanwechsel kontrovers diskutiert. 1980 waren 51 % der Deutschen dafür. Bereits 1916, als es während des Ersten Weltkriegs zum ersten Mal auftauchte, versprach es, „fluoreszierende Materialien zu sparen und die öffentliche Gesundheit zu verbessern“. Von Harald Assel Herunterladen (mp3, 21 MB) Viele Länder außerhalb Europas haben den Übergang jedoch abgeschafft oder versuchen dies zu tun. In den Vereinigten Staaten zum Beispiel hat der Senat kürzlich dafür gestimmt, das Sommersemester dauerhaft zu machen. Wenn es im Repräsentantenhaus verabschiedet wird, tritt es im November 2023 in Kraft. Allerdings ist unklar, ob es eine Mehrheit dafür geben würde und ob US-Präsident Joe Biden ein ähnliches Gesetz unterzeichnen würde.
Keine technischen Probleme
Rein technisch gesehen ist die Zeitumstellung unproblematisch. Die Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig sind die Uhren Deutschlands. Die Signale werden über Sender übertragen, durch die die Funkuhren automatisch an die Zeitumstellung angepasst werden. Auch für die Deutsche Bahn ist die Zeitumstellung mittlerweile Routine.Ausstrahlung: Inforadio, 26. März 2022, 9:47 Uhr