29.03.2022, 09:36 π.μ

Um den Kohlebergbau im Freiland auszubauen, will RWE im nordrhein-westfälischen Lützerath Häuser abreißen und den Wald roden. Ein Bauer klagt gegen die Enteignung seines Landes – und verliert jetzt. Das Energieunternehmen kann damit beginnen, sein eigenes Land zu graben. Im Streit um ein Bauerngrundstück am Rande des Tagebaus Garzweiler in Lützerath hat der Energiekonzern RWE einen gerichtlichen Sieg errungen. Das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen (OVG) in Münster hat die Klagen des Landwirts und zweier Mieter abgewiesen. Das Team darf daher die betroffenen Grundstücke ausheben und die notwendigen Vorbereitungen treffen. Damit bestätigte das Oberverwaltungsgericht eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Aachen. Der Landwirt und die Pächter seines Hofes hatten Einspruch gegen die Entscheidung der Bezirksregierung Arnsberg eingelegt, RWE vorzeitig das Abrissgrundstück beschlagnahmen zu lassen. Damit kann der Konzern Wälder roden, Gebäude abreißen und Flächen für den Braunkohleabbau ausheben. Das Gericht entschied, dass die Entscheidung der Energiegrundverordnung zugunsten des Braunkohleabbaus mit dem verfassungsrechtlichen Gebot des Klimaschutzes vereinbar sei. Die Entscheidung der Regierungspräsidium Arnsberg zugunsten des Braunkohleabbaus ist daher nicht unzulässig. Die Beschwerde des Landwirts zeigte auch nicht, dass es alternative Freilandminen zur Rettung seines Landes gibt, die nicht die Beschlagnahme eines anderen privaten Landes erfordern.

Aktivisten kämpfen für “Lützi”

Die Dringlichkeit der Fortführung des Bergwerks Garzweiler ergibt sich nach Ansicht des Oberverwaltungsgerichts aus der Versorgung zweier Kraftwerke mit seiner Kohle. Die Ersatzlieferung aus dem Braunkohlentagebau Hambach sei „ohne großen Aufwand“ allerdings überhaupt nicht zu bewerkstelligen. Um das Land des Landwirts zu entziehen, reicht es aus, die Versorgung des Energiemarktes mit Braunkohle zu gefährden. Die Entscheidungen sind endgültig. Am Wochenende nach dem Gerichtsurteil findet in Lützerath eine Demonstration statt. Hier stehen nur noch wenige Gebäude und Klimaaktivisten leben seit Monaten in Zelten, Wohnwagen und verlassenen Häusern. Der Hambacher Forst wurde bei den Demonstrationen als „Hambi“ berühmt, der Lützerath heißt jetzt „Lützi“. Wie im Hambacher Forst haben Aktivisten einige Baumhäuser gebaut. Ursprünglich wollte RWE die Stadt Lützerath bis September vergangenen Jahres zum Ausbau des Kohletagebaus abreißen, die Umsiedlung hatte bereits 2006 begonnen. Unter dem Motto „Alle Dörfer bleiben“ demonstrierten Tausende Menschen für die weitere Förderung des Tagebaus.