Die Suspendierung wurde vor den Obersten Gerichtshof als zuständiges Disziplinargericht gebracht, das nun darüber entscheiden muss. Fuchs geriet unter Druck, nachdem die Nachricht zwischen ihm und dem ebenfalls gesperrten Christian Pilnacek bekannt geworden war. Unter anderem hatten die beiden über die Observation eines WKStA-Mitarbeiters im Rahmen der Dienst- und Fachaufsicht gesprochen. Auch wurde behauptet, Fuchs hätte Pilnacek Auskunft über den Stand des Verfahrens geben können – etwa im Fall Gernot Blümel.
Fall bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck
Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hatte ein Ermittlungsverfahren gegen Fuchs wegen des Verdachts der Verletzung des Amtsgeheimnisses eingeleitet – es gilt die Unschuldsvermutung. Warum Fuchs angeklagt wurde, konnte auch der Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, Hansjörg Mayr, nicht sagen. Es ist ein Akt der Schließung. Die Aufgabenverteilung der Staatsanwaltschaft Wien hatte sich aufgrund der Beschwerden bereits im Vorjahr deutlich verändert. Seitdem ist Fuchs nicht mehr für WKStA-relevante Belange zuständig.
Ermittlungen gegen Sobotka, Vorwürfe gegen Fuchs
Medienberichten zufolge wird gegen Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) wegen Amtsmissbrauchs ermittelt. Auch Generalstaatsanwalt Johann Fuchs ist suspendiert und wird angeklagt. Bei der Vernehmung von Justizministerin Alma Zadic (Grüne) hatte die SPÖ nach dem Stand des Disziplinarverfahrens gegen Fuchs gefragt. Ein Projektbericht zur Sache sei im Ministerium, mehr könne er in den Medien nicht sagen, sagte Zadic bei ihrer Vernehmung. Dem medienöffentlichen Teil der Ermittlungen folgte ein vertrauliches Treffen, bei dem dann der Gegenstand der Ermittlungen zur Ursache – und dann durchgesickert – wurde.
„Massiver Schaden an unserer Arbeit“
Jedenfalls überwacht derzeit die Staatsanwaltschaft Innsbruck die WKStA. Seitdem sei die Arbeit der WKStA viel besser als zuvor, sagte Vrabl-Sanda am Mittwoch gegenüber dem Gesetzgeber. Die Agenturchefin beschrieb noch einmal, wie sie die Zusammenarbeit mit Fuchs und Pilnacek wahrnahm. Die Umwälzungen in der Justiz sind hinlänglich bekannt, die WKStA hat immer wieder gegen “Interventionsfeuer” gegen ihre Arbeit und Verleumdung seit Beginn der “Causa Ibiza” protestiert. Laut durchgesickerten Gesprächen hat Fuchs “SoKo Tape” ins Leben gerufen, das im Ibiza-Fall als “begleitendes Risikomanagement” fungieren sollte. Das „Ibiza-Video“ selbst traf auch die SoKo, die WKStA wurde aber nicht aktualisiert. In jüngerer Zeit hat die gewünschte Beobachtung von Korruptionsstaatsanwälten im Rahmen der formellen und fachlichen Aufsicht anfangs für Aufsehen gesorgt. Vrabl-Sanda sagte, die WKStA sei von vielen Seiten unter Druck gestanden und Ermittlungen seien „für andere als strafrechtliche Zwecke“ erschwert worden. Meldepflichten und andere Verfahren hätten „eine massive Beeinträchtigung unserer Arbeit“ erfahren. Zudem wurde nach aktiven Fehlern und Angriffspunkten gegen die Behörde gesucht. Auf der anderen Seite schwebt nun nicht mehr ständig das „Damokles-Schwert“ über disziplinarischen Konsequenzen für Ermittler. Laut Vrabl-Sanda hat sich die Situation in den letzten Monaten „deutlich“ verbessert. Es brauche Kontrolle, gerade im Bereich der WKStA-Haftung – aber unabhängig, „ohne sachfremde Argumente“.
“Adoxo Capital” steht kurz vor der Schließung
Gesprächsbotschaften seien nun die Grundlage für eine gründliche Aufarbeitung der „Zustände, die auch für mich unerträglich waren“, das „Kapitel der Unwissenden“ müsse mit Lehren daraus geschlossen werden. Deshalb reichten einzelne Disziplinarmaßnahmen nicht aus. Das System muss so verbessert werden, dass „Unrecht“ nicht nur zufällig entdeckt wird und auch nicht alle Macht in einer Hand liegt. Außerdem forderte Vrabl-Sanda erneut eine Erhöhung der WKStA. Der Behördenleiter hatte der „Soko Tape“, der Kommunikationsbeauftragten von Pilnacek und Fuchs, den Ermittlungsauftrag entzogen. Zudem hatte er den Ausschluss der Rechtsschutzbeauftragten Gabriele Aicher von allen Ibiza-Ermittlungen gefordert. Aicher hatte die heimatlichen Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Werbefall kritisiert. Später wurde bekannt, dass er sich zu der Aussage von der Anwaltskanzlei beraten ließ, die einen Verdächtigen im Werbefall vertritt. Vrabl-Sanda sagte am Mittwoch, es solle untersucht werden, ob Aicher ein Amtsgeheimnis verletzt habe.
Zadic wehrt sich gegen die Opposition
Zadic hatte zuvor ihr Vorgehen in der Abteilung als erste Person verteidigt, die Informationen des Tages lieferte. Vor allem wollten die Abgeordneten von ihr wissen, was die Ministerin getan habe, damit die Justiz in den strittigen Fällen unabhängig arbeiten könne. ORF.at/Peter Pfeiffer Zadic verteidigte ihr Vorgehen vor dem U-Ausschuss. Sie haben viele Schritte unternommen, damit die Justiz unabhängig arbeiten kann. Die veröffentlichten Gespräche, die auf viele Versuche hindeuten, die Arbeit der Justiz zu beeinflussen, seien für viele Menschen “widerlich” und enthüllen “ein Sittenbild”, sagte Zadic. “Ich habe angefangen, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren, sobald ich angefangen habe”, sagte Zadic. Insbesondere wurde damit eine völlig neue Grundlage für die Aufsicht über die Staatsanwaltschaft im Justizministerium gelegt. Für die WKStA sind neue Stellen geplant. Auch bei Fuchs war er in der Vergangenheit ausgeschieden. Bei den Ermittlungen sei kein politischer Einfluss erkennbar, sagte Zadic. Der U-Ausschuss ist für die Behandlung dieses Problems zuständig. „Niemand hat versucht, das Verfahren in meinem Fall zu beeinflussen, mehr kann ich dazu nicht sagen“, sagte Zadic, die zudem betonte, dass sie außer Medienberichten keine Gespräche gelesen habe. ORF.at/Peter Pfeiffer Krisper sah trotz Zadics Bemühungen zu wenig Engagement für eine unabhängige Justiz Der Anführer der NEOS-Fraktion, Krisper, ging im Justizministerium nicht weit genug. Er hat zum Beispiel den Eindruck, dass es in der Justiz nicht viele gibt, die daran interessiert sind, heikle Fälle zu untersuchen. Sie haben Angst, dass sie im Falle eines Angriffs nicht die Unterstützung haben, die sie brauchen. FPÖ-Fraktionschef Hafeneker sagte, er habe zwar den Eindruck, Zadic habe “keine bösen Absichten”, könne sich aber nicht gegen die PVP-Netzwerke im Ministerium durchsetzen. Auch wenn Fuchs und Pilnacek nicht mehr die gleichen Möglichkeiten wie zuvor haben, sind ihre Stellvertreter nach wie vor involviert und haben weiterhin eine gewisse technische Aufsicht, so Hafeneker.
Die Reformagenda wurde bekannt gegeben
Die eigentliche Frage sei ohnehin bereits geklärt, sagte SPÖ-Fraktionschef Krainer: Die WKStA sei in ihrer Arbeit durch “PVP-Netzwerke” behindert worden. Auch die Grünen, die die PVP regieren, sehen laut dem Abgeordneten David Stögmüller Angriffe auf die Justiz bestätigt. Einen politischen Einfluss sah die PVP erwartungsgemäß nicht selbst. Dass die WKStA regelmäßig Konflikte mit anderen Behörden habe, liege wohl an ihr selbst, so Christian Stocker von der PVP. Weitere Reformen kündigte Zadic am Mittwoch kurz vor Beginn der Ermittlungen der Kommission an. Im Laufe der Legislaturperiode will sie im Rahmen des Projekts „Justiz 2030“ Vorschläge zur Stärkung der Unabhängigkeit der Justiz und ihrer „Strukturgarantie“ sammeln und prüfen. Laut Zadic sind Änderungen in der Organisationsstruktur möglich.
Brandstetter wurde dann hochgeladen
Am Donnerstag steht die Justiz wieder im Mittelpunkt, wenn der ehemalige PVP-Justizminister Wolfgang Brandstetter als Informant zu Wort kommt. Nach der Veröffentlichung von Gesprächen mit Pilnacek geriet er unter Druck und trat sogar als Verfassungsrichter in den Ruhestand. Gegen ihn wird wegen des Verdachts der Verletzung des Amtsgeheimnisses ermittelt, weil er Pilnacek veranlasst haben soll, eine Hausdurchsuchung preiszugeben – auch hier gilt die Unschuldsvermutung. Nach Bradstetter wird der Ausschuss den ehemaligen Innenminister Eckart Ratz umfassen, gefolgt von einem ehemaligen Minister des Justizministeriums.