In aktuellen Umfragen liegt Orbans Fidesz-Partei um einige Prozentpunkte vorne. Der Regierungschef strebt eine fünfte Amtszeit an, die vierte in Folge.

Orban wendet sich gegen die Opposition

Die Wahlen werden überschattet von Russlands aggressivem Krieg gegen die Ukraine. In einem kürzlichen Fernsehinterview am Samstagabend warf Orban der Opposition vor, sich in den Krieg in der benachbarten Ukraine einmischen zu wollen. „Die Linke hat eine Vereinbarung mit den Ukrainern getroffen, und wenn sie gewinnen, werden sie Ungarn in den Krieg ziehen“, sagte er. Tatsächlich gibt es keine solche Vereinbarung, und Orban hat keine Beweise dafür vorgelegt. Dem Oppositionsbündnis gehören neben linken und sozialdemokratischen Parteien auch Grüne, Liberale und Rechtskonservative an. Sein Spitzenkandidat, der 49-jährige Peter Marki-Zay, ist ein überparteilicher Konservativer und überzeugter Katholik.

Freundschaft mit Putin

Orban wiederum hat in den letzten Jahren freundschaftliche Beziehungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin geknüpft. Nur halbherzig verurteilte er Russlands Krieg gegen die Ukraine. Bei der letzten Kundgebung der Opposition in Budapest am Samstagabend warf Markey-Zee dem Regierungschef wegen seiner Haltung gegenüber Moskau “Verrat” vor. “Wir schämen uns alle für Victor Orban”, sagte er. “Nun lasst uns diese Schande von uns abwaschen.” Schon vor dem Ukrainekrieg stand Orban im ständigen Konflikt mit der EU: Während seiner Herrschaft untergrub er demokratische Institutionen, schränkte die Medienfreiheit ein und unterwanderte die Unabhängigkeit der Justiz. Kritiker werfen ihm zudem Korruption und Missbrauch von EU-Geldern vor.

Beobachter befürchten Wahlbetrug

Um diese Missbräuche zu korrigieren, hat die EU Ende 2020 den sogenannten Rechtsstaatlichkeitsmechanismus eingeführt. Mitgliedstaaten, die gegen die Rechtsstaatlichkeit verstoßen, können künftig ihre Förderung entziehen. Die EU-Kommission hält bereits Gelder aus dem Corona-Wiederaufbaufonds für Ungarn zurück, da die Orban-Regierung ihre Glaubwürdigkeit noch nicht beweisen konnte. Orban, der 2014 die „freie Demokratie“ nach russischem Vorbild ausrief, änderte zudem die Wahlgesetze so, dass es für politische Konkurrenten immer schwieriger wurde, ihn abzuwählen. Die Zusammensetzung der Wahlkreise und das Stimmrecht der Ungarn in den Nachbarländern sprechen für Orbans Fidesz-Partei. Orban stellte auch schamlos Regierungs- und Staatsressourcen in den Dienst der Fidesz-Kampagne. Laut Wahlforschern gab das Fidesz-Lager für den Wahlkampf acht- bis zehnmal so viel Geld aus wie die Opposition. Er fürchtet auch den klassischen Wahlbetrug. Die Legalisierung gefälschter Adressen und das Fotografieren von Stimmzetteln im Wahllokal könnten den Stimmenkauf und die Umsiedlung einzelner Wähler in direkte Wahlkreise mit begrenzter Mehrheit fördern.